HANNOVER. Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej) will ihr Engagement gegen Islam- und Moslemfeindlichkeit verstärken. Wie die Dachorganisation evangelischer Jugendverbände mitteilte soll die aej zusammen mit „CLAIM/Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit“ und dem „Zentrum für europäische und orientalische Kultur“ (ZEOK) das „Kompetenznetzwerk im Themenbereich Prävention von Islam- und Muslimfeindlichkeit“ bilden. Das Netzwerk stelle sich gegen „die immer virulenter werdende Islamfeindlichkeit“, heißt es in einer aej-Mitteilung.
Auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea verwies aej-Pressesprecher Martin Weber auf zahlreiche wissenschaftliche Studien der vergangenen Jahre. Diese zeigten, daß islamfeindliche Einstellungen in der Bevölkerung zunähmen. Weber führt dazu unter anderem die Studie „Die enthemmte Mitte“ der Universität Leipzig von 2016 an, wonach 50 Prozent der Befragten angaben, sie fühlten sich durch die vielen Moslems manchmal fremd im eigenen Land.
aej: Keine Christenfeindlichkeit in Deutschland
Das Kompetenznetzwerk wird laut aej mehrheitlich aus Bundesmitteln des Förderprogramms „Demokratie leben“ finanziert. Dies gelte auch für alle Stellenanteile. Auch die EKD trage einen Anteil bei der Finanzierung. Im Kompetenznetzwerk würden je eine volle Stelle bei den „Kooperationspartner*innen“ der „Muslimischen Jugend in Deutschland“, der „Koptischen Jugend in Deutschland“ und beim „Muslimischen Jugendwerk“ geschaffen. aej-Generalsekretär Mike Corsa: „Mit dem Kompetenznetzwerk gehen wir nun einen Schritt weiter als in bisherigen Projekten und schaffen auch bei unseren Kooperationspartner*innen Vollzeitstellen, um ihnen den Aufbau professioneller Strukturen zu ermöglichen.“
Die aej hatte nach eigenen Angaben angestrebt, auch ein ergänzendes Projekt zur Bekämpfung von Antisemitismus ins Leben zu rufen. Dafür habe man jedoch nicht den Zuschlag durch das entsprechende Förderprogramm des Bundes erhalten. Weiter heißt es: „Im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit unseren muslimischen Partner*innen würden wir Antisemitismus thematisieren, wenn er im Arbeitskontext sichtbar oder artikuliert würde.“ In den langjährigen Kooperationserfahrungen sei dies jedoch nicht der Fall gewesen.
Zur Nachfrage von idea, was die aej gegen Christenfeindlichkeit tue, erklärte die Dachorganisation: „Christenfeindlichkeit ist für den deutschen Kontext, in dem wir wirken, nicht relevant.“ In Deutschland bildeten „christliche oder christlich geprägte Menschen die Mehrheit“. In anderen Ländern seien „Christ*innen“ hingegen bedroht: „Das bereitet uns große Sorge, stellt jedoch nicht unseren Arbeitsschwerpunkt dar.“ Die aej sei dankbar, daß Religionsfreiheit in Deutschland verwirklicht sei. Umso mehr sehe sie es als ihre Aufgabe an, Jugendverbände von Religionsgemeinschaften, die einen weniger privilegierten Status haben, bei ihrem weiteren Aufbau zu unterstützen. Die aej vertritt nach eigenen Angaben 1,35 Millionen junge Menschen. Sie umfaßt 41 Mitgliedswerke und -verbände aus Landes- und Freikirchen. (idea/tb)