BONN. An der Universität Bonn haben sich Erstsemester des Lehramtsstudiengangs Mathematik darüber beschwert, daß ihr Studium zu schwierig sei. In einem anonymen Schreiben an den Bonner Generalanzeiger wird über „viel zu anspruchsvolle Vorlesungen mit Bachelorstudierenden und kaum lehramtsspezifische Veranstaltungen, die wöchentliche Abgabe von Übungszetteln, an denen man über zehn Stunden sitzt, und Matheklausuren, in denen mehr als jeder Zweite durchfällt“ geklagt.
Von knapp 100 Lehramtsstudenten, die im vergangenen Wintersemester an der Hochschule ihr Studium begonnen hätten, seien nicht einmal mehr 30 übrig. Die Verfasserin äußerte sich enttäuscht: „Dabei wollen wir ‘nur’ Mathelehrer werden, die in Deutschland so dringend gesucht werden.“
Der Bonner Mathematik-Professor Rainer Kaenders bestätigte, daß das Fach nicht leicht sei. „Es braucht schon mathematische Begabung und Neugier.“ Klagen der Studenten seien hingegen nicht neu. Nach dem ersten Jahr gebe die Hälfte der Studenten bereits auf.
Vorrechnen allein reiche nicht als Lehrer
Außerdem habe die Bonner Universität auf die Bedürfnisse angehender Lehrer beim Mathematikstudium reagiert und biete entsprechende Eingangsvorlesungen eigens für Lehramtsstudenten an. „Aber ein angehender Lehrer soll sich in der Kultur der Mathematik etwas auskennen und auch zumindest eine Vorstellung davon bekommen, wie ein wissenschaftliches Mathematikstudium aussieht“, betonte der Lehrstuhlinhaber für Mathematik-Didaktik. Es reiche nicht aus, Aufgaben nach Lehrbuch vorrechnen zu können, wenn man Schüler in ihrem Lernprozeß ernst nehme und gegebenenfalls auf ein Studium vorbereiten möchte.
Die Rheinische Friedrichs-Wilhelms-Universität Bonn hat rund 35.000 Studenten. Sie zählt zu den sogenannten Exzellenz-Universitäten, die vom Bundesforschungsministerium besonders gefördert werden. (ag)