BERLIN. Die Moderatorin Barbara Schöneberger hat einen wachsenden Einfluß der Politischen Korrektheit auf die Unterhaltungsbranche beklagt. „Wenn Klischees jetzt auf den Index der persönlichen Verletzung fallen, jede Aussage überprüft wird, wird’s schwierig“, sagte Schöneberger der Welt. „Machen wir uns nichts vor: Es war früher lustiger. Daß Männer immer Sex wollen und Frauen nicht einparken können, ist natürlich Schwachsinn, aber wir konnten lange darüber lachen – und trotzdem exzellente Autofahrerinnen sein. Ich hab mich noch nie von Klischees kleingehalten gefühlt.“
Sie habe immer geglaubt, wenn man Witze über sich selbst mache, dürfe man dies auch über andere. „Mittlerweile glaube ich, ich habe mich getäuscht.“
Es sei bigott. Die neue Generation beteuere ständig, daß alles möglich und die Toleranz unendlich sei. „Fakt aber ist: Es gibt sehr, sehr wenig Toleranz. Im Gegenteil, die Schubladen werden immer enger und jede ist in sich so stark organisiert – die Plus-Size-Community, die Gay-Community, die Still-Mütter-Community, nicht zu vergessen die Impfgegner-Community.“ Wenn man in deren Richtung mal etwas sage, habe man es gleich mit einer gut organisierten Gruppe zu tun, die einen mit Haßtiraden überhäufe.
Schöneberger: „Das kann richtig ans Image gehen“
Schöneberger berichtete auch über eine Reaktion des Zentralrats der Sinti und Roma, der sich vor kurzem über einen Witz von ihr empört habe. Sie hatte, nachdem einige Firmen den Namen ihrer Zigeunersaucen änderten, gesagt: „Zigeunersauce heißt jetzt: Sauce ohne festen Wohnsitz.“
Daraufhin habe sich der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma bei ihr gemeldet. „Die haben mir einen Brief geschrieben, da war vom Holocaust die Rede. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Noch schlimmer war, was auf Twitter passierte: Die Schöneberger, schrieben einige, offenbare ihren ‘Antiziganismus’ – ich wuße gar nicht, was das ist, ehrlich gesagt.“ Sie habe dann dem Vorstand des Zentralrats ebenfalls mit einem Brief geantwortet und um Entschuldigung gebeten, was dieser auch angenommen habe. „Einen solchen Gag würde ich nicht mehr machen. Das war unsensibel, aber es wird mittlerweile auch zu gern ‘mißverstanden’. Das kann richtig ans Image gehen“, beklagte die Moderatorin.
Wenn sie früher Galas moderiert habe, „gab’s Champagner vom Faß, da sind von Aha bis U2 drei internationale Mega-Bands aufgetreten, wurde alles in Privatjets oder S-Klassen herangekarrt“. Heute dagegen müsse man schon bei der Anmoderation sagen, „unsere Toilettenspülungen funktionieren mit Regenwasser, die LGBT-Community hat im Entrée einen Info-Tisch aufgebaut, die Tombola geht zugunsten unserer Afrika-Stiftung ‘Mary’s Meals’ und vor der Tür stehen E-Golfs für den VIP-Shuttle bereit“. Das sei zwar in Ordnung, aber inzwischen dominiere eine komplett andere Sensibilität den Humor. „Einfach mal lachen ist nicht mehr.“ (krk)