PASSAU. Im Fall des im vergangenen Jahr in Passau zu Tode geprügelten Maurice K. ist der Haupttäter am Donnerstag nachmittag vom Landgericht Passau zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die minderjährigen Mitangeklagten erhielten Bewährungsstrafen zwischen einem Jahr und 21 Monaten, berichten die Passauer Neue Presse sowie die Bild-Zeitung.
Richterin Ursula Raab-Gaudin wertete die Schläge des 25jährigen und damit ältesten Angeklagten Pascal K. als fahrlässige Tötung und verurteilte ihn zu drei Jahren und sechs Monaten Haft. Maurice K. erstickte dem Gericht zufolge an seinem eigenen Blut. Wer den entscheidenden Schlag ausführte, der zum tödlichen Nasenbeinbruch führte, ließ sich demnach nicht klären.
Bewährungsstrafen für Jugendliche
Der Hauptkontrahent, der damals 15 Jahre alte Kenny R., hatte den Kampf Mitte April in der Einkaufspassage vor Publikum eröffnet. Der Jugendliche führte demnach auch die letzten Schläge aus, als sich Maurice K. nicht mehr wehren konnte, und erhielt wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Beteiligung an einer Schlägerei eine Jugendstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung.
Weil Maurice K. seinen Kontrahenten am Boden getreten haben soll, mischten sich der Bild-Zeitung zufolge der 17 Jahre alte Alan B. und der 15 Jahre alte Nurettin U. ein. Sie erhielten ein Jahr auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung und Beteiligung an einer Schlägerei.
Vorbestrafter Bodybuilder wurde als „Beschützer der Familienehre tätig“
Auch diese beiden soll das spätere Opfer abgewehrt haben, ehe Pascal K., der einzige Erwachsene, in die Auseinandersetzung eingegriffen habe. „Er wurde als Beschützer der Familienehre tätig“, sagte die Richterin. Die Schläge des vorbestraften Bodybuilders seien von ganz anderer Qualität gewesen. In der Tatnacht habe er später damit geprahlt, seinen Gegner mit zwei Schlägen K.o. geschickt zu haben. Der 25jährige war erst ein halbes Jahr vor der Tat aus der Haft entlassen worden.
Nach den Schlägen von Pascal K. sei Maurice nicht mehr abwehrfähig gewesen. Zudem habe er sein Blut vom Nasenbeinbruch nicht mehr aushusten können. „Die Mutter von Maurice kam am Ende dazu und hat ihren Sohn sterben sehen“, schilderte die Richterin. „So eine Tat hatte die Kammer noch nie zu verhandeln. Das waren Vorgänge, die einen vernünftigen Menschen fassungslos machen.“
Fall sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen
Die minderjährigen Angeklagten müssen sich als Bewährungsauflage vier bis sechs Drogentests jährlich unterziehen. „Jeder Drogenkonsum ist untersagt, jeder hat sich nach Kräften um die Erlangung des qualifizierenden Hauptschulabschlusses zu bemühen.“
Der Fall hatte deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Bei den damals sechs Tatverdächtigen hatte es sich um Jugendliche und junge Männer deutscher, polnischer und tunesischer Herkunft gehandelt. Wie ein Polizeisprecher auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT klargestellt hatte, war keiner von ihnen Asylbewerber. Eine Passantin habe die Ordnungshüter auf den „Schaukampf“ aufmerksam gemacht. (ls)