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Homo-Ehe: Die Kontinuität des Lebens sichern

Homo-Ehe: Die Kontinuität des Lebens sichern

Homo-Ehe: Die Kontinuität des Lebens sichern

Homo-Ehe
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Brautmode für lesbische Frauen: Versuch einer konservativen Rechtfertigung der Homo-Ehe Foto: picture alliance / dpa
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Die Kontinuität des Lebens sichern

Der Versuch einer Rechtfertigung der Homo-Ehe als „konservatives Projekt“ ist zum Scheitern verurteilt. Denn die Ehe hat eine Basis naturhafter Art, zu der gleichgeschlechtliche Partnerschaften nichts beitragen können. Ein Kommentar von Karlheinz Weißmann.
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Eine typisch konservative Niederlage: Zuerst hat man das Prinzip verteidigt, dann aufgegeben und irgendeiner verquasten Sprachregelung zugestimmt und schließlich schrittweise die Position des Gegners übernommen. Im konkreten Fall: Bis zum Ende der neunziger Jahre war für die Bürgerlichen eine Ehe die, grundsätzlich lebenslange, Verbindung von Mann und Frau zu dem Zweck, eine Familie zu gründen, dann akzeptierten sie zähneknirschend die „eingetragene Partnerschaft“ von Mann und Mann, Frau und Frau, um schließlich der vom Gegner geforderten Gleichstellung von Ehe und Schwulenverbindung doch zuzustimmen und das als glückliche Fügung zu deuten.

Die von der Union geführte Bundesregierung ziert sich zwar noch etwas, aber nach dem Einschwenken der britischen Tories und dem Ausgang des Referendums in Irland ist der Tag wohl nicht mehr fern, an dem man sich auch in Berlin fügen und anerkennen wird, daß zwei Menschen gleichen Geschlechts einander „heiraten“ und selbstverständlich Kinder „haben“ können.

Versuch einer konservativen Rechtfertigung

Wenn dieser Vorgang nur mit dem Abbau von „Diskriminierung“ gerechtfertigt wird, könnte man zur Tagesordnung übergehen. „Diskriminierung“ bedeutet nichts anderes als „Unterscheidung“, und selbstverständlich sind Unterschiede in der heutigen Welt ganz unerträglich. Aber irgend etwas hindert offenbar an diesem Schritt, jedenfalls ist zu beobachten, daß die Freunde der Schwulenehe das Bedürfnis nach flankierenden Argumenten haben. Etwa Stefan Niggemeier, der in einem Beitrag für die FAZ deren konservatives Potential herauszuarbeiten sucht.

Dabei stützt er sich zum einen auf die Argumentation David Camerons – „Konservative glauben an Bande, die uns verbinden; daran, daß die Gesellschaft stärker ist, wenn wir einander Versprechen abgeben und uns gegenseitig unterstützen. Deshalb unterstütze ich die Homo-Ehe: Nicht, obwohl ich ein Konservativer bin. Ich unterstütze die Homo-Ehe, weil ich ein Konservativer bin“ –, zum anderen auf diejenige eines linken amerikanischen Politologen, Jonathan Rauch, der der Ehe vor allem die Funktion zuweist, junge Männer zu „zähmen“ und Sorge dafür zu tragen, daß sich die Gatten im Notfall gegenseitig helfen (und nicht dem Staat zur Last fallen).

Patriarchat als erfolgreichstes Modell der Familienorganisation

Rauchs Thesen erscheinen nur auf den ersten Blick unbedenklich. Denn das, was sich im Lauf der Zeit als Verbindung von Mann und Frau – und je länger, je mehr als Verbindung von einem Mann und einer Frau – herausgebildet hat, hat ganz wesentlich mit der Arbeitsteilung der Geschlechter zu tun, mit der relativen körperlichen Schwäche der Frau und der relativen körperlichen Stärke des Mannes, mit dessen Interesse, sein Erbe nur an die eigenen Kinder weiterzugeben, und mit der Durchsetzung des Patriarchats als erfolgreichstem Modell der Familienorganisation.

Darüber hinaus gab es ein Interesse der Gemeinschaft am Bestand der Ehe, nicht nur wegen der chaotischen Tendenz der menschlichen Erotik, die gezähmt werden muß, sondern auch, um den eigenen Bestand und Fortbestand zu sichern. Seitdem alle diese Bedingungen für die allgemeine Anerkennung der Ehe an Bedeutung verloren haben, verliert sie auch die Ehe.

Die wird heute faktisch nur noch als emotional gestützte Übereinkunft selbständiger Individuen begriffen, die sie nach Gutdünken auch wieder auflösen können. Aber selbstverständlich genügt es für die Ordnung des Sexuellen und die Wahrung der Fortexistenz einer Gemeinschaft nicht, wenn man sich auf „Werte wie Verbindlichkeit, Fürsorge und Füreinander-da-Sein“ (Jens Spahn) einigt, und von der ursprünglichen Bedeutung der ehelichen „Bindung“, die Cameron ins Feld führt, ist jedenfalls kaum etwas geblieben.

Es geht nicht um die Stärkung von sozialen Bindungen

Wenn es tatsächlich darum ginge, Bindungen zu stärken, müßte der Staat als erstes jene von ihm vorangetriebenen Emanzipationen – der Ehefrau vom Ehemann, der Kinder von den Eltern – rückgängig machen, die in allen westlichen Ländern zur Zerstörung der sozialen Fundamente geführt haben, sichtbar an Scheidungsrate, Zerfall der Familien, zunehmenden Problemen in der Jugenderziehung, Volkstod und dem systematischen Ausbau staatlicher Vormundschaft über die freigesetzten einzelnen. Daß das unter den gegebenen Umständen ausgeschlossen ist, wird kaum jemand bestreiten.

Wer so weit gekommen ist, sollte allerdings auch einen Blick auf die inhärente Schwäche des Bindungsarguments werfen. Zwar gibt es sicher so etwas wie eine Disposition des Menschen, Bindungen einzugehen, aber es gibt noch eine andere, die ihn dazu bringt, aus ihnen zu fliehen, wenn der Verpflichtungscharakter unbequem zu werden droht. Solche Fluchten haben Menschen in der Vergangenheit unter erheblichen Risiken angetreten, und sie tun es heute erst recht, nachdem die denkbaren Sanktionen so viel schwächer ausfallen.

Und es geht selbstverständlich nicht um Bindung schlechthin. Die Konservativen haben in einem Augenblick der Schwäche geglaubt, die eigene Position unangreifbar zu machen, indem sie sich auf das Formale zurückzogen. Aber ernst gemeint war das nie. Bindungen lassen sich nicht als solche verteidigen.

Eine Basis naturhafter Art

Um das zu begreifen, muß gar nicht auf die lange Reihe konservativer Rebellen und Revolutionäre hingewiesen werden, die geltende Bindungen ihrer Zeit in Frage gestellt, abgeschüttelt und durch andere ersetzt haben. Es genügt die vor Augen stehende Tatsache, daß es selbstverständlich förderliche und schädliche, gute und schlechte Bindungen gibt und man um eine inhaltliche Klärung nicht herumkommt.

Wo findet sich nun das konservative Kriterium, um eine solche Bestimmung vorzunehmen? Es findet sich in den Begriffen der „Kontinuität“ und des „Lebens“. Konservativ ist nie, irgend etwas zu erhalten, sondern den Zusammenhang, die Dauer zu bewahren, die Überlieferung zu sichern, vom Gestern auf das Heute in das Morgen. Dazu bedarf es einer Basis, im Volk, in der Generationenfolge, in der Familie, in der Ehe. Diese Basis ist naturhafter Art, weshalb die Schwulenehe nichts dazu beitragen kann. Schon deshalb kann sie kein konservatives Projekt sein.

JF 25/15

Brautmode für lesbische Frauen: Versuch einer konservativen Rechtfertigung der Homo-Ehe Foto: picture alliance / dpa
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