HAMBURG. Der Verein Deutsche Sprache (VDS) hat Pläne des Hamburger Senats kritisiert, bestimmte Gerichtsverhandlungen nur noch auf englisch abzuhalten. „Damit wird dem Bedeutungsverlust der deutschen Sprache Vorschub geleistet“, sagte der Hamburger Regionalchef Hans Kaufmann nach Angaben des Hamburger Abendblattes.
Hintergrund ist ein Vorstoß der Hansestadt im Bundesrat, nachdem es internationalen Unternehmen künftig erlaubt sein soll, Handelsstreitigkeiten vor deutschen Gerichten ausschließlich in englischer Sprache abzuhalten. Damit soll der „Gerichtsstandort Deutschland“ gestärkt werden. Die Bundesregierung hat sich mittlerweile offen für die Pläne gezeigt. Wann der Bundesrat sich damit beschäftigt, ist derzeit noch unklar.
„Sprachliche Selbstkolonisierung“
Für den VDS dagegen kommt der Vorstoß einer „sprachlichen Selbstkolonisierung“ gleich. In Wirklichkeit gehe es darum, daß „eine kleine Gruppe spezialisierter Anwälte Geld verdienen kann“, betonte Kaufmann. „Wir fordern, diese Initiative fallenzulassen.“ Ziel von Hamburgs Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) dagegen ist es nach eigenen Angaben, den „Rechts- und Wirtschaftsstandort Hamburg“ zu stärken und „internationale Rechtsstreitigkeiten nach Hamburg zu holen“.
Für eine Reform müßte das Gerichtsverfassungsgesetz geändert werden. In Paragraph 184 heißt es: „Die Gerichtssprache ist Deutsch. Das Recht der Sorben, in den Heimatkreisen der sorbischen Bevölkerung vor Gericht sorbisch zu sprechen, ist gewährleistet.“ (ho)