MÜNCHEN. Die Berufung der ehemaligen Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) als Botschafterin beim Vatikan stößt beim Forum Deutscher Katholiken auf Protest. Schavan habe als langjährige Vizepräsidentin im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken „in wichtigen Fragen gegen die Lehre der katholischen Kirche Entscheidungen gefällt“, kritisiert das konservative Bündnis die Nominierung der Ex-Ministerin.
Die CDU-Politikerin sei unter anderem für die pränatale Diagnostik verantwortlich. „Damit hat sie die Forschungsfreiheit über das Lebensrecht von Embryonen gestellt.“ Auch habe sie „stets den traditionell antirömischen Kurs des Laiengremiums unterstützt“, heißt es in einer Mitteilung des Forums. Schavan war im Februar 2013 von ihrem Ministeramt zurückgetreten, nachdem schwere Plagiatsvorwürfe gegen ihre Dissertation laut geworden waren.
„Provokation“ von Kirche und Gläubigen
Nach Überprüfung der Dissertation attestierte ein Gutachter der Universität Düsseldorf Schavan eine „leitende Täuschungsabsicht“. Der Fakultätsrat der Universität entzog ihr daraufhin den Doktortitel. Sie selbst spricht von einem „Flüchtigkeitsfehler“. Als zuvor ähnliche Vorwürfe gegen die Dissertation des damaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) laut wurden, erklärte Schavan öffentlich, sie habe sich im Falle Guttenberg „nicht nur für sich geschämt“.
Schavans Berufung ein Jahr nach ihrem Rücktritt wertet das Forum als Belohnung. Doch sie könne „diesen wichtigen Posten als Botschafterin unseres Landes nicht zugeschanzt bekommen“, empörten sich die Katholiken. Das könne nur als „Provokation“ der Kirche und gläubigen Katholiken aufgefaßt werden. „Wir wollen keine Belastung in unserer Zusammenarbeit mit dem Heiligen Stuhl.“ (FA)