BERLIN. Die Berliner Staatsoper hat ein abgeschlossenes Auswahlverfahren für den Posten des Orchestermanagers zurückgezogen. Vorausgegangen war eine Anfrage der taz zur Mitgliedschaft des vorgesehenen Kandidaten Thorsten S. in zwei Burschenschaften.
Die Staatsoper hatte bestätigt, daß die Entscheidung intern gefallen war, jedoch noch nicht öffentlich kommuniziert werde. In einer ersten Auskunft teilte eine Sprecherin mit, das Verfahren sei abgeschlossen. Nach der Anfrage der taz erklärte die Staatsoper, die Besetzung werde zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben. Weitere Angaben machte das Haus nicht.
Zuvor war Kritik aus den Oppositionsfraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus laut geworden. Vertreter der Linkspartei und der Grünen sagten laut dem Blatt, eine solche Personalie passe nicht zur Selbstbeschreibung der Staatsoper, die in Leitbild und Programm für internationale Offenheit stehe. Beide Fraktionen äußerten Zweifel daran, daß ein Funktionsträger aus diesem Umfeld das Haus angemessen repräsentieren könne.
Staatsoper und Burschenschaft vereinbar
Thorsten S. hatte der taz gegenüber bestätigt, Mitglied zweier Burschenschaften zu sein. Er gab an, in der Rostocker Burschenschaft Redaria-Allemannia nur passiv Mitglied zu sein. In der Münchner Burschenschaft Franco-Bavaria sei er dagegen weiterhin aktiv und bekleidet dort ein Vorstandsamt. Die Rostocker Burschenschaft war jüngst wieder in den Dachverband Deutsche Burschenschaft eingetreten.
Der Kandidat erklärte, er sehe keinen Widerspruch zwischen seinen Mitgliedschaften und seiner langjährigen Arbeit in einem internationalen Umfeld. Er arbeite seit vielen Jahren im internationalen Musikbetrieb und lege Wert auf ein professionelles Umfeld. Politische Zuschreibungen wies er zurück. Er habe sich in seinem beruflichen Umfeld nichts zuschulden kommen lassen.
Linkspartei und Grüne zeigten sich entzückt über das Einknicken der Staatsoper. Eine Sprecherin der Linkspartei sprach von einer klugen Entscheidung. Eine Abgeordnete der Grünen sagte, sie sei erleichtert. Beide Parteien forderten eine Person „ohne politische Vorbelastung“, bestenfalls eine Frau. Die Neubesetzung steht noch aus. (sv)





