Komiker in Deutschland sind links. Auf diesen Grundsatz konnte man sich eigentlich immer verlassen. Von der Münchner Lach- und Schießgesellschaft eines Dieter Hildebrandt bis hin zu den öffentlich-rechtlichen Satireshows, wie den seit den späten achtziger Jahren im WDR dauerausgestrahlten „Mitternachtsspitzen“ und den „Anstalt“-Formaten des ZDF, war die berüchtigte humoristische Kritik an den Mächtigen zumeist ein Kritisieren der Konservativen.
Auch dann noch, als diese längst einen großen Teil ihres politischen und gesellschaftlichen Einflusses verloren hatten. Ausnahmen bestätigen die Regel, so sagt man. Wenn das stimmt, dürfte – neben Dieter Nur, Lisa Eckhart, Ludger K. und dem absoluten Geheimtipp Nikolai Binner – ganz oben auf dieser Liste der außergewöhnlichen Regelbestätiger Vince Ebert stehen.
Komiker Ebert: „Denken Sie selbst – sonst tun es andere für Sie!“
Dabei studierte der 1968 als Holger Ebert in einfachen Verhältnissen – Vater Schreiner, Mutter Näherin – geborene Unterfranke aus Miltenberg am Main, der im nahen Amorbach aufwuchs, zunächst Physik. Was ihn später qualifizierte, in der ARD-Sendung „Wissen vor acht“ von 2011 bis 2022 in jeweils weniger als drei Minuten interessante physikalische Zusammenhänge zu erklären. Doch bereits 2001 trat er mit eigenem Programm als Komiker auf, unter anderem während er neun Monate in New York lebte. Zudem schrieb er jahrelang für den liberal-konservativen Polit-Blog „Die Achse des Guten“.
Das, was Ebert auf die Bühne, ins Fernsehen und – mit inzwischen einem halben Dutzend Bücher – aufs Papier bringt, unterscheidet sich deutlich von dem, was die meisten seiner Kollegen so präsentieren. Während das Gros der Kleinkünstler Nummern zum besten gibt, die auch als Rede auf einem Grünen-Parteitag verlesen werden könnten, macht sich der Diplom-Physiker mit Vorliebe über Klima-Hysteriker und realitätsfremde Nachhaltigkeitsapostel lustig. Zur Not auch auf Kosten seiner – „konsequent nachhaltig“ lebenden – eigenen Eltern. Alles getreu seinem Motto: „Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für Sie“, so auch der Titel seines ersten Buches, mit dem ihm 2008 auf Anhieb ein Bestseller gelang.
Selbstbewußt gegen das gratismutige Geschwafel des Mainstreams
Auch mit seinem neuen Werk „Wot se Fack, Deutschland? Warum unsere Gefühle den Verstand verloren haben“ schwimmt und schreibt der Kabarettist wieder selbstbewußt gegen das gratismutige Geschwafel des Mainstreams an: Gendern, Autofahren, Migration – Ebert packt in seinem neuerlichen Bestseller alles an, was das mediale Deutschland gerade so beschäftigt, nur eben völlig anders.
Sehr zum Mißfallen etwa des Spiegels, der dem Autor vorwirft, „ein Puzzlebild der verstörenden Zeiten“ zu kreieren, „das sich vornehmlich aus rechten Triggerthemen zusammensetzt“, und dabei dreisterweise „nicht auch nur die geringste Bereitschaft“ zu zeigen, „die eigene Sichtweise in Frage zu stellen“.
„Getriggert“ dürften sich von dem dreihundert Seiten starken Buch aber vor allem Journalisten fühlen, die bei den darin angesprochenen Themen, wie der linken Definition von Vielfältigkeit, dem Klimaaktivismus oder der Trans-Debatte, wohl am liebsten ausschließlich ihre eigene, vorwiegend durch irrationale Emotionen getragene Sichtweise publiziert sehen möchten. Diesen Gefallen dürfte Ebert ihnen jedoch wohl auch in Zukunft nicht tun.