BERLIN. Während eines Festes, auf der auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sprach, ist am Sonntag der Heinrichplatz in Berlin-Kreuzberg in Rio-Reiser-Platz umbenannt worden. Der West-Berliner Reiser war nach der Wende Mitglied der PDS geworden. Entsprechend ging die Initiative für die Würdigung von der Linkspartei aus. Grüne und SPD verhalfen in der Bezirksverordnetenversammlung zur Mehrheit.
Eigentlich dürfen in Berlin Plätze und Straßen nur noch nach Frauen benannt werden, um angebliche Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Allerdings wurde bereits für den Linksextremisten Silvio Meier, der nach einer von ihm provozierten Auseinandersetzung mit Rechtsradikalen starb, eine Ausnahme gemacht.
Claudia Roth und Rio Reiser wohnten zusammen
Claudia Roth, die sich über die Umbenennung freute, war in den 1980er Jahren Managerin der linksradikalen sogenannten Politrockband Ton Steine Scherben. Mit „Keine Macht für niemand“ und „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ hatten sie zwei Hits. Reiser, der bürgerlich Ralph Christian Möbius hieß, war Frontsänger. Mit Roth bewohnte er eine Bauernhaus-WG im nordfriesischen Fresenhagen.
Später startete Reiser eine Solo-Karriere und hatte mit dem Schlager „Wenn ich König von Deutschland wär‘“ einen Erfolg. 1996 starb der Sänger im Alter von 46 Jahren. Bereits vor Jahren enthüllte der Bezirk eine Gedenktafel an einem Haus, in dem der Sänger einst lebte. Der Platz an der Mariannen- und Oranienstraße war seit 173 Jahren nach Prinz Heinrich von Preußen benannt, einem jüngeren Bruder des Königs Friedrich Wilhelm III. (fh)