AMSTERDAM. Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter hat die Masseneinwanderung für die Drogenkriminalität in seinem Land verantwortlich gemacht. „Die Drogenmafia in den Niederlanden ist eine direkte Folge der Migration“, schrieb er in einem Beitrag für die Neue Zürcher Zeitung am Mittwoch. Die Niederlande hätten 17,5 Millionen Einwohner. Von diesen würden gut zehn Prozent einen „nichtwestlichen Migrationshintergrund“ besitzen, rechnete der Romanautor vor.
Fast 420.000 davon stammten aus Marokko. „Diese Einwanderer hatten mehrheitlich eine dürftige Schulbildung, viele waren sogar Analphabeten. In ihrem Herkunftsgebiet gab es keine Universität, keine Buchhandlung, kein gebildetes Bürgertum“, beschrieb de Winter die während der Nachkriegszeit in die Niederlande eingewanderten Marokkaner. Diese hätten in dem modernen Land einen „Kulturschock kosmischen Ausmaßes“ erlitten.
Liberale Drogenpolitik hilft Kriminellen
Zwei Dritteln der Migranten wäre im Verlauf der Jahre die Integration gelungen. Das letzte Drittel aber verharre bis heute in einer Art permanenter Identitätskrise. „Die Kriminalität unter den Jüngeren in dieser Gruppe – fast ausschließlich Männer, die Mädchen verhalten sich anders – ist weit verbreitet. Sie grenzen sich gegenüber der Mehrheitskultur ab. Sie verlassen die Schule vorzeitig, geben vor, tiefgläubig zu sein, rauchen aber, trinken und haben außerehelichen Sex.“ Dieser Teil sei im organisierten Verbrechen, vor allem im Drogenhandel, gelandet.
Die liberale Drogenpolitik der Niederlande und gute Verbindungen zwischen den migrantischen Milieus in Europa hätten den kriminellen Ausländern dabei in die Karten gespielt. „Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Übernahme des Drogengeschäfts durch Marokkaner waren ideal. In den Niederlanden, in Belgien, Frankreich und im Herkunftsland bestanden familiäre und freundschaftliche Netzwerke mit stark ausgeprägter Loyalität. Die schlausten und unternehmungsfreudigsten jungen Marokkaner witterten ihre Chance. Vermögen lagen vor ihren Füßen“, resümierte de Winter.
Viele europäische Länder haben ähnliche Probleme mit Migranten
Auch der marokkanischstämmige Bandenchef Ridouan Taghi sei auf diese Weise in den Niederlanden zu Macht und Einfluß gelangt, erläuterte er weiter. Mit dem Drogenbaron brachte der Autor die Ermordung des niederländischen Journalisten Peter de Vries in Zusammenhang. Dieser war im vergangenen Sommer in Amsterdam auf offener Straße erschossen worden.
„Sein Tod machte die Welt auf die gewalttätigen Aktivitäten der Nachkommen von marokkanischen Emigranten in den Niederlanden aufmerksam. Es sieht danach aus, daß Thagi die Aufträge für die Morde über seinen Anwalt erteilt hatte.“ De Winter mahnte, in jedem europäischen Land mit ähnlicher Einwanderungsgeschichte seien dieselben Probleme aufgetreten. Man müsse diese Auswüchse verfehlter Migrationspolitik mit Nachdruck bekämpfen. (fw)