EISENBERG. Die Stadt Eisenberg will trotz heftiger Kritik ihr diesjähriges Mohrenfest feiern. Erstmals trägt das am Wochenende stattfindende Stadtfest diese Bezeichnung zu Ehren eines Sklaven, der unschuldig verurteilt worden war. Der seit 1727 in der thüringischen Stadt befindliche Mohrenbrunnen ist zudem das Wahrzeichen Eisenbergs.
Die „Initiative Schwarzer Menschen“ hatte in einem offenen Brief an Bürgermeister Michael Kieslich (CDU) die Namensgebung des Fests kritisiert. Die Bezeichnung „Mohr“ verweise „auf eine jahrhundertelange Geschichte von Kolonialverbrechen und das Ungleichwertigkeitsdenken gegenüber Menschen mit dunkler Hautfarbe beziehungsweise afrikanischer Herkunft“, schreiben die Verfasser.
Bürgermeister verteidigt Fest
Auch heute noch würden Menschen durch diesen Begriff „herabgewürdigt und ausgegrenzt“. Der Symbolcharakter, der von Namen wie „Mohrenfest“ auch im Jahr 2019 ausgehe, sei deshalb „katastrophal“. Ihre Forderung: „Es ist an der Zeit, daß auch in Eisenberg eine kritische Auseinandersetzung mit dem lokalen Traditionsverständnis erfolgt.“
Von einer Umbenennung hält der Bürgermeister hingegen nichts. „In Eisenberg hat der Begriff Mohr eine positive Bedeutung, ich bin gern bereit, mit der Initiative darüber zu reden“, sagte Kieslich der OTZ. Für ihn habe die Eisenberger Mohrensage etwas Lehrreiches, gab er der Bild-Zeitung zu verstehen. Sie zeige, daß man genau hinsehen müsse, bevor man jemanden vorverurteile.
In der Sage geht es um einen schwarzen Sklaven, den ein Herzog von einem der Kreuzzüge ins Heilige Land mitgebracht hat. Er wurde des Diebstahls einer Kette der Herzogsgemahlin beschuldigt und sollte enthauptet werden. Kurz vor seiner Hinrichtung soll dann das vermeintliche Diebesgut wieder aufgetaucht sein, woraufhin der unschuldige Mohr freigesprochen wurde. (tb)