BAD SEGEBERG. Das Bild, das von Indianern in den Karl-May-Festspielen vermittelt wird, ruft Kritik hervor. Daher haben Wissenschaftler dafür plädiert, die Veranstaltungen zu überarbeiten, da die Darstellung der nordamerikanischen Ureinwohner nicht zeitgemäß sei. Die Kulturwissenschaftlerin Mita Banerjee vom Obama Institute for Transnational American Studies in Mainz verlangte laut Nachrichtenagentur dpa, die Aufführungen müßten „dringend“ verändert werden. „Sonst bleibt es eine koloniale Geste. Dann sagen wir: Es ist uns egal, ob wir eure Wirklichkeit darstellen oder nicht.“
Daher plädiere sie dafür, indianische Künstler aus den USA in die Veranstaltungsreihe zu integrieren. Derzeit finde die Vielfalt der Kultur der nordamerikanischen Ureinwohner keine Berücksichtigung.
„Bringen Traumwelt auf die Bühne“
Unterstützung kommt von der Amerika-Referentin im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, Anne Slechzka, die bemängelt, daß bei Karl May die Perspektive der Indianer fehle. Zugleich forderte sie, die Begriffe „Indianer“ und „Rothaut“ für die Eingeborenen nicht mehr zu verwenden.
Die Verantwortlichen und Darsteller der Spiele reagierten gelassen auf die Kritik. Die Geschäftsführerin der Festspiele im schleswig-holsteinischen Bad Segeberg, Ute Thienel, stellte klar, die Aufführungen „erheben überhaupt nicht den Anspruch, die Realität im Nordamerika des 19. Jahrhunderts darzustellen. Wir bringen die Traumwelt des Schriftstellers Karl May auf die Bühne“. Der Winnetou-Darsteller der Festspiele im nordrhein-westfälischen Elspe, Jean-Marc Birkholz, betonte: „Winnetou ist eine Märchenfigur“. (ag)