ANKARA. Der Präsident des türkischen Fußballverbands, Yildirim Demirören, hat die Rüge des DFB gegen Mesut Özil und Ilkay Gündogan scharf kritisiert. Die „diffamierenden Aussagen“ von DFB-Chef Reinhard Grindel habe er mit tiefer Bestürzung zur Kenntnis genommen, sagte Demirören laut der Nachrichtenagentur dpa.
„Die Ansichten des DFB-Vorsitzenden sind in keinster Weise hinzunehmen“, fügte er hinzu. Er warf dem DFB vor, „den Fußball in die Politik hineinzuziehen“. Grindel hatte am Montag die beiden Spieler für ihren Fototermin mit dem türkischen Präsidenten Erdogan kritisiert.
„Mit großem Respekt für meinen Präsidenten“
„Der Fußball und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden“, schrieb Grindel auf Twitter. Deshalb sei es „nicht gut, daß sich unsere Nationalspieler für seine Wahlkampfmanöver mißbrauchen lassen“. Der Integrationsarbeit des DFB hätten die beiden Spieler damit keinen Gefallen getan.
Die beiden Fußballer hatten sich in einem Londoner Hotel mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan getroffen, mit ihm für ein Foto posiert und ihm ein Trikot ihres jeweiligen Vereins geschenkt. Gündogan, der bei Premier League-Meister Manchester City spielt, signierte zusätzlich noch sein Leiberl mit der Aufschrift: „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte über ihren Sprecher Steffen Seibert die Begegnung, „die Fragen aufwarf und zu Mißverständnissen einlud“. Beide hätten eine Vorbildfunktion.
Löw: Haben beide viel für Integration getan
Bundestrainer Joachim Löw sagte zu dem Treffen mit Erdogan: „Ich persönlich kann sagen, daß beide Spieler einen sehr guten Charakter besitzen. Beide haben viel für die Integration in Deutschland getan. Ich glaube, es ist eine Lehre für sie.“
Gleichzeitig räumte er ein: „Wir haben von seiten des Verbandes beiden zu verstehen gegeben, daß es keine glückliche Aktion war.“ Wenn man für Deutschland spiele, vertrete man das Land und die deutschen Werte. Teammanager Oliver Bierhoff beschwichtigte. Man müsse auch „verstehen, wie Türken in dieser Sache ticken“. (tb)