GREIFSWALD. Der Bischof für den Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Hans-Jürgen Abromeit, hat den Boykott gegen die AfD beim Kirchentag im kommenden Jahr kritisiert. „Es tut uns gut, zu der Partei auf Abstand zu gehen, aber mit den Menschen das Gespräch zu suchen. Die Entscheidung des Kirchentags halte ich für falsch“, sagte Abromeit.
Man müsse nicht alle Politiker der AfD dort sprechen lassen, könne aber schauen, wer zu Sachthemen etwas sagen könne. „Ich glaube, daß gerade der Kirchentag, der ein sehr großes, weites Dialogforum ist, sich hier eine Chance vergibt“, beklagte Abromeit. Die parteipolitische Zuordnung dürfe keine Rolle spielen. „Kirche ist nicht links und nicht rechts – sondern Kirche ist da, wo die Menschen sind und wo Christus ist.“
Abromeit nahm am „Marsch für das Leben“ teil
Man könne „die Menschen, die meinen, bei der AfD gäbe es bestimmte Antworten, nicht einfach links liegen lassen“. Abromeit positionierte sich damit anders als die Synode seines Pommerschen Kirchenkreises. Das Gremium hatte den Beschluss des Kirchentages ausdrücklich gebilligt. Dessen Präsident, der frühere leitende Politik-Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Hans Leyendecker, hatte gegenüber der Zeit-Beilage Christ & Welt die Nichteinladung mit den Worten gerechtfertigt: „Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören.“
Abromeit war der erste landeskirchliche Bischof, der dieses Jahr in Berlin am „Marsch für das Leben“ teilnahm. Dabei handelt es sich um eine Großdemonstration im Herzen der Hauptstadt gegen die Abtreibung ungeborenen Lebens. (idea/tb)