LOS ANGELES/BERLIN. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) wird nun doch nicht auf der Liste der zehn schlimmsten Antisemiten der Welt des Simon-Wiesenthal-Zentrums auftauchen. „Nichts stimmt mich zufriedener als den Bürgermeister von Berlin aus der Liste der möglichen Namen zu streichen“, sagte der stellvertretende Direktor der Organisation, der Rabbiner Abraham Cooper, der Jerusalem Post.
Vergangene Woche hatte Cooper noch erklärt, Müller könne es „theoretisch auf die Liste schaffen“, die die Organisation jährlich veröffentlicht. Er begründete dies unter anderem damit, daß Müller den diesjährigen Al-Quds-Tag in Berlin weder verboten noch sich von ihm distanziert habe.
Müller gibt Erklärung ab
Dabei waren im Juni mehrere hundert Moslems – darunter Anhänger der radikalislamischen Hizbollah – auf den Straßen der Stadt, die die Auslöschung Israels forderten. Außerdem lasse der Bürgermeister eine antisemitische Bewegung wie BDS gewähren, die zum Boykott gegen israelische Waren aufruft, so der Vorwurf.
Hintergrund des jetzigen Positionswechsels ist eine Erklärung Müllers gegenüber dem Zentralrat der Juden in Deutschland. Darin sagte Müller: „BDS steht mit antisemitischen Schildern vor Berliner Geschäften. Das sind unerträgliche Methoden aus der Nazizeit.“ Berlin würde „alles Mögliche tun, BDS Räume und Gelder für seine anti-israelische Hetze zu entziehen“.
Auch gegen den Al-Quds-Tag versprach Müller ein entschlossenes Vorgehen: „Am besten ist ein Verbot. Das Mindeste sind rigide Auflagen und die Verfolgung aller Verstöße.“ Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen stellte Müller zudem klar: „Der Einsatz gegen Antisemitismus, Rassismus und für Toleranz und Vielfalt ist für mich die erste Bürgerpflicht.“
Lob vom Simon-Wiesenthal-Zentrum
Cooper lobte Müllers Stellungnahme: „Die Verurteilung von BDS durch den Bürgermeister ist genau die Aussage, die wir brauchen, um diese gegen den Frieden gerichtete, antisemitische Bewegung zu marginalisieren und zu besiegen.“
Auf der Liste der zehn schlimmsten Antisemiten beziehungsweise antisemitischen Organisationen, stand 2012 auch Freitag-Verleger Jakob Augstein. Zwei Jahre zuvor setzte das Simon-Wiesenthal-Zentrum Thilo Sarrazin auf dieselbe Liste. (tb)