LEIPZIG. Die Universität Leipzig hält an ihrem Plan fest, für alle Studenten und Dozenten künftig nur noch weibliche Bezeichnungen zu nutzen. „Es ist ein symbolischer Akt“, verteidigte Hochschulrektorin Beate Schücking die Pläne. Damit habe die Universität „die Debatte über Geschlechtergerechtigkeit an den Unis“ wieder belebt, sagte Schücking der Süddeutschen Zeitung.
Zuvor hatten sich Universitätsangehörige darüber beschwert, daß in der Grundordnung statt von „Professor“ und „Studierenden“ in Zukunft nur noch von „Professorin“ und „Studentin“ die Rede ist. Kritiker bemängelten, damit würden Männer an der Lehreinrichtung diskriminiert.
Sächsische Landesregierung sendet positive Signale
„Das ist ein Feminismus, der der Sprache nicht gut tut und inhaltlich nichts bringt“, kritisierte der Jura-Professor Bernd-Rüdiger Kern. Der Gleichstellungsbeauftragte der Universität, Georg Teichert, dagegen sprach von einem „Alleinstellungsmerkmal“. Zwar habe die Hochschulleitung nicht mit soviel Kritik gerechnet, dennoch glaube er nicht, „daß sich unser Senat deswegen anders entscheiden würde“.
Die vorgesehene Regelung soll nur für die Grundordnung gelten. Unklar ist bisher, ob die sächsische Landesregierung das Vorhaben wieder kippt. Zwar genießen Hochschulen in Deutschland weitgehende Autonomie, dennoch können die Landesregierungen bestimmte Entscheidungen ändern.
Auch andere Universitäten diskutieren die Idee
Hochschuldirektorin Schücking betonte jedoch, von der Staatskanzlei in Dresden seien bisher „positive Signale“ gekommen. Sie rechne deswegen nicht damit, daß die schwarz-gelbe Landesregierung eingreifen werde. Die Universität rechtfertigte ihr Vorgehen mit der angeblichen Diskriminierung von Frauen durch nicht „geschlechtergerechte“ Sprache. „Mir fehlt einfach die Phantasie dafür, daß die Männer unter der neuen Sprachregelung leiden könnten. Wir Frauen haben uns doch auch daran gewöhnt, daß man uns als Frau Professor anspricht.“
Auch andere Universitäten diskutieren bereits, das Leipziger Modell zu übernehmen. „Das ist eine interessante Idee – vor allem vor dem Hintergrund, daß derzeit etwas rückläufig mit der geschlechtersensitiven Sprache umgegangen wird“, sagte etwa die Frauenbeauftragte an der Freien Universität Berlin, Mechthild Koreuber. (ho)