Der Titel „Invasion – Angriff der Körperfresser“ läßt nach zwei Remakes eine dritte Neuauflage von Don Siegels Science-fiction-Klassiker „Invasion of the Body Snatchers“ (1956) befürchten. Doch die aktuelle Version adaptiert nur die Grundidee, die genauso einem beliebigen Zombie-Film entstammen könnte: Eine amerikanische Kleinstadt wird von Viren befallen, die ihre Wirte in Zombies verwandeln. Aber Regisseur Albert Pyun, ehemaliger Assistent Akira Kurosawas, läßt sich durch geringes Budget zu einem originellen Konzept inspirieren. Er erzählt (fast) den gesamten Film aus der Perspektive einer jungen Frau, die das infizierte Quarantänegebiet in ihrem Auto durchfährt. Die Kamera präsentiert das Geschehen aus ihrem Blickwinkel durch die Windschutzscheibe. Sie zeigt, wie die Autoscheinwerfer der nächtlichen Straße furchtbare Geheimnisse entreißen: Zombies, die am Wegesrand lagern, das Auto attackieren – ein Roadmovie ans (unerreichbare) Ende der Nacht.
Die deutsche Fassung von „Invasion“ wurde von der Berliner Firma Epix Media auf den Markt gebracht, deren Programm zahlreiche Kuriositäten aufweist. Darunter auch die Horror Collection, deren vierte Edition kürzlich erschienen ist. Sie enthält drei Filme à 80 bis 90 Minuten: „Darkhunters“ (USA 2004), „Der Teufel von Rudow“ (Deutschland 2004) und „Praying Mantis“ (Belgien 2003), der besondere Erwähnung verdient.
Das Horrorgenre hat schon immer davon profitiert, daß der Mensch seinesgleichen unter „Tierverdacht“ stellt. Von der Höhlenmalerei bis zu DVD-Produktion, überall wimmelt es von Tier-Menschen. Sträflich vernachlässigt wurde dabei jedoch ein überaus faszinierende Insekt: die Gottesanbeterin. Das ändert sich jetzt. In „Praying Mantis“ verirrt sich ein Musiker im Wald, trifft auf eine wunderschöne Frau (göttlich: Lou Brodain), die ihre Liebhaber tötet – wie eine Gottesanbeterin.
Besonders im Finale, wenn die Liebenden sich im Gewächshaus ihrer tödlichen Leidenschaft hingeben, während der Musiker draußen im Schnee verzweifelt Piano spielt, wenn Schlingpflanzen die ekstatisch verschmolzenen Körper umranken, erzeugt Regisseur Marc Levie eine morbide Poesie, die an Charles Baudelaire oder an die Filme Jean Rollins erinnert: surreale Bilder, die nicht bloß das Mysterium des Erotischen beschwören, sondern auch die Angst vor dem Ende im Augenblick höchster Schönheit spüren lassen.
DVD: Invasion – Angriff der Körperfresser, Epix Media, Berlin 2009, Laufzeit: ca. 80 Minuten
DVD: Horror Collection 4. Laufzeit insgesamt: ca. 257 Minuten