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Erinnerungsstücke

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Mit der vor einigen Wochen im ostsächsischen Reichenbach eröffneten zentralen Heimatstube für die in Sachsen lebenden Vertriebenen ist der Freistaat endlich einem Wunsch der Landsmannschaften nachgekommen, einen Ort der Begegnung und Erinnerung für die seit 1945 auf seinem Territorium lebenden Vertriebenen aus Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen oder der Tschechei zu schaffen. Gegenwärtig sind das etwa noch 300.000 Menschen.

Ob diese mit der Wahl der Kleinstadt Reichenbach für ihre Heimatstube zufrieden sind, darf bezweifelt werden. Eine Ansiedlung im wenige Kilometer entfernten Görlitz wäre für das Anliegen der Vertriebenen gewichtiger gewesen. Die seit 1945 geteilte Stadt an der Neiße ist in den Jahren 1944/45 und in den ersten Nachkriegsjahren für viele Soldaten, Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler eine wichtige Durchgangsstation gewesen. Außerdem versteht sie sich im Gegensatz zu Reichenbach, das den Zusatz Oberlausitz im Namen trägt, im eigenen Selbstverständnis mehr als niederschlesische denn als sächsische Stadt.

In Görlitz befindet sich überdies das von Bund und Land gemeinsam betriebene Schlesische Museum. Allerdings zeigt diese Einrichtung wenig Interesse an der Errichtung weiterer Heimatstuben. An diesem Widerstand scheiterte bisher auch das Vorhaben der Stiftung Schlesische Heimatstuben, die noch 65 in der Bundesrepublik existierenden schlesischen Heimatstuben zentral in der deutsch-polnischen Grenzstadt zu vereinen und ihre Sammlungen so auch für künftige Generationen zu bewahren. Der parteilose Oberbürgermeister Joachim Paulick, ein ehemaliges CDU-Mitglied, hatte diese Idee unterstützt und sogar ein Gebäude zur Verfügung gestellt. Die Staatsregierung weigert sich aber bisher, ein weiteres Museum zu unterstützen.

Vor diesem Hintergrund nimmt sich die Einrichtung der zentralen Heimatstube in Reichenbach bescheiden aus. Ihr stehen drei Räume in einem frisch sanierten kirchlichen Haus zur Verfügung, das nach dem Missionar Ludwig Eduard Nollau benannt ist. Es soll ein kleines Museum geben. In einem benachbarten Gebäude sollen außerdem eine Bibliothek, ein Archiv und Büro eingerichtet werden sowie Räume für Begegnungen zur Verfügung stehen.

Der Kreisverband Freiberg des Bundes der Vertriebenen hat eine erste Ausstellung eingerichtet. Diese ist der Dichterin Agnes Miegel gewidmet, der „Mutter Ostpreußens“. Zu sehen sind auch einige der wenigen Habseligkeiten, die die Vertriebenen mitnehmen durften: ein hübsch verzierter Kinderwagen mit Eisenrädern beispielsweise oder ein Kochbuch mit handgeschriebenen Rezepten. Künftig können hier Vertriebene ihre Erinnerungsstücke aus der alten Heimat zur Bewahrung abgeben.

Das Interesse des offiziellen Sachsen an der Einrichtung ist gering. So ist bislang unklar, wie lange der Freistaat die jährliche Miete von 11.000 Euro bezahlen wird. Ziel sei es, daß die zentrale Heimatstube der Vertriebenen künftig von einer Stiftung getragen wird, hieß es aus dem Innenministerium.

Zentrale Heimatstube für den Freistaat Sachsen, Görlitzer Str. 4, 02894 Reichenbach/OL. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 14 bis 17 Uhr.

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