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Venus mit Computer

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Körperbildern in unterschiedlichster Ausformung widmet sich die aktuelle Schau der Kunsthalle Darmstadt. Wie schon der Titel „Posing!“ verrät, steht das Posieren im Vordergrund der kleinen Ausstellung von sechs Gegenwartskünstlern. Viele der Darstellungen bestechen durch Ironie, sei es durch das Spiel mit Zitaten der Gegenwartsgesellschaft oder die künstliche Inszenierung natürlich wirkender Szenen. Bereits im Vorraum und dem großen Saal begegnen einem die riesigen Jacquard-Gewebe von Margret Eicher. Die aufwendig und opulent gestalteten Wandteppiche der 1955 geborenen Künstlerin verbinden ironisch alte Themen der Kunstgeschichte mit Bildern der heutigen Welt aus Glamour und Kommerz. Die einst keusche antike Göttin wird in „Diana mit ihrem Gefolge“ zur Pop-Ikone im Badeanzug, umlagert von muskulösen Beachboys. Da die zentralen Bilder bei Eicher stets von einem kleinteiligen Rahmen umgeben sind, finden sich schon bei der Diana-Darstellung viele interessante Aspekte im Detail. Klassische Motive wechseln sich etwa ab mit der Computerspielfigur Lara Croft. Eicher versetzt die berühmten kulturhistorischen Figuren in plakative Posen der Gegenwart und verdeutlicht so, daß sich auch die kommerzielle Produktion der heutigen Medienbilder aus dem überlieferten kulturellen Gedächtnis bedient. So findet man eine nackte „Venus“ mit Computertastatur, ein „Reiterbildnis“ vor einem mächtigen Porsche, einen Kurdenführer Öcalan als modernen Helden aus dem Morgenland, und „Im Nymphenwald“ fliegen Mädchen in Fantasy-Pose auf Drachen in den Abendhimmel. Kinderbildnissen widmet sich hingegen der aus Köln stammende Fotograf Achim Lippoth. Seine inszenierten C-Prints zeigen blonde Burenkinder beim Turnen und Marschieren, stets mit dem Blick der Begeisterung und durchaus an die Bildästhetik der Bündischen oder der Hitlerjugend erinnernd. In anderen Bildreihen begegnen dem Betrachter Kinder in Karnevalsmontur, beim Gesellschaftstanz oder in alpenländischer Tracht beim volkstümlichen Abend. Zudem gibt es einige chinesische Jungturner. Und stets wirken die Bilder des 40jährigen so formiert, daß man sich fragt, ob die Kinder hier in das starre Korsett erwachsener Verhaltensweisen gedrückt wurden oder ob sie freiwillig und gerne ihre Posen ausübten. Zarte Gouachen präsentiert dagegen die 1964 geborene Caro Suerkemper, die fast zum oberflächlichen Vorüberschreiten verleiten. Doch die Blaßfarbigkeit täuscht, denn beim genaueren Hinsehen zeigen die Bilder oft deftige sexuelle Posen und Szenerien. Neben Damen in Schwarzwaldtracht findet man dann urinierende Artistinnen, allerlei eingekerkerte oder kunstvoll gefesselte Frauen. Selbst der Entwurf zu einer barocken blauen Fayence-Vase zeigt allerlei versteckte Nackedeis in erotischer Pose. Diese hintergründige Erotik setzt sich auch bei anderen Vertretern der kleinen Schau fort, so etwa bei den Fotografien leichtbekleidet und linkisch posierender Sekretärinnen des Ukrainers Sergey Bratkov. Eine ähnliche Auseinandersetzung mit den modernen Werbe- und Körperbildern findet auch in Mel Ramos‘ Großgemälde „Hippopotamus“ von 1967 statt, bei dem sich ein prototypisches Pin-up-girl lasziv auf dem glatten Rücken eines Nilpferds räkelt. Auch dieser Teil des modernen Körperkults bleibt also nicht unberücksichtigt: sein Fetisch-Charakter als Bestandteil der Konsum- und Warenwelt. Die Ausstellung „Posing!“ ist bis zum 29. Juni in der Kunsthalle Darmstadt, Steubenplatz 1, täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, Sa./So. bis 17 Uhr, zu sehen. Internet: www.kunsthalle-darmstadt.de Foto: Margret Eicher, Diana mit ihrem Gefolge: Die keusche antike Göttin wird zur Pop-Ikone

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