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Verletzlichkeit und Härte

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Cato, Palmer, Exklusiv

Sie gehörte zu jenen Hollywood-Stars, die in ihren Filmen gezielt den Mythos und die Ideologie der guten amerikanischen Frau demontierten. In Billy Wilders psychologischem Thriller „Double Indemnity“ (Frau ohne Gewissen, 1944), bei dem Raymond Chandler am Drehbuch mitschrieb, spielt Barbara Stanwyck ein vom Luxus verwöhntes, von der Besitzgier verdorbenes, berechnendes und kaltblütiges Geschöpf. Mit einem älteren, reichen Mann verheiratet, macht sie einen jungen Versicherungsagenten zu ihrem Geliebten, und bringt ihn schließlich dazu, gemeinsam mit ihr, ihren Ehemann zu töten. Doch als Walter schließlich erkennt, daß er nur ein Werkzeug in den Händen von Phyllis war, kommt es zu einer folgenschweren Auseinandersetzung … „Double Indemnity“, nach einer Erzählung von James M. Cain konzipiert, gilt als typisches Beispiel für den amerikanischen film noir. Vor allem aber machte der Film, der bei der Kritik zunächst durchfiel, vom Publikum jedoch mit Begeisterung aufgenommen wurde, Barbara Stanwyck in der Rolle der gewissenlosen Frau endgültig zum Weltstar. Begonnen hatte Stanwyck, die am 16. Juli 1907 als Ruby Stevens in Brooklyn, New York geboren wurde, ihre Laufbahn als kleine Revuetänzerin bei den Ziegfeld Folies. Nach ein paar Theaterauftritten am Broadway zog es sie Ende der zwanziger Jahre nach Hollywood. Nachdem sie mit wenig Erfolg in einigen unbedeutenden Filmen mitgespielt hatte, engagierte Frank Capra sie für eine Rolle in „Ladies of Leisure“ (1930). Zwar lobten die Kritiker ihre Mischung aus Verletzlichkeit und Härte, doch sollte es noch einige Jahre dauern, bis sie sich als Schauspielerin durchgesetzt hatte. Den Gipfel ihrer Popularität erreichte Barbara Stanwyck in den vierziger Jahren. In Lewis Milestones „The Strange Love of Martha Ivers“ (Die seltsame Liebe der Martha Ivers, 1946) spielt sie eine ganz ähnliche Rolle wie in „Double Indemnity“, und in Anatole Litvaks düsterem Thriller „Sorry, Wrong Number“ (Du lebst noch 105 Minuten, 1948) schließlich gelingt ihr die beklemmende Studie eines einsamen Menschen in eskalierender Todesangst. Wie im film noir war Barbara Stanwyck auch in den Melodramen der fünfziger Jahre zu Hause, darunter in Douglas Sirks „All I Desire“ (All meine Sehnsucht, 1953) und in „There’s Always Tomorrow“ (Es gibt immer ein Morgen, 1955), ein Film, der von der Kritik als „Meisterwerk des gefühlvollen Kinos“ eingeschätzt wurde. Ihren letzten großen Film drehte Barbara Stanwyck 1957 unter der Regie von Samuel Fuller. „Forty Guns“ (Vierzig Gewehre) ist ein Western von archaischer Sinnlichkeit. In der Rolle einer reichen Rancherin zeigte sie hier noch einmal ihr ganzes schauspielerisches Können, um dann in den sechziger Jahren eine zweite Karriere im Fernsehen zu starten. So spielte sie unter anderem die Hauptrolle in der erfolgreichen Serie „Big Valley“, an der Seite von Richard Chamberlain in „The Thorn Birds“ (Die Dornenvögel, 1983) und als Gaststar in der Serie „Dynasty“ (Der Denver-Clan). Im Alter von 82 Jahren ist Barbara Stanwyck am 20. Januar 1990 in Santa Monica gestorben.

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