Schon das Mittelalter kannte Söldner und Landsknechte, und im Dreißigjährigen Krieg verdingten sich zahllose Privatkrieger an Militärunternehmer. Spätestens mit den Napoleonischen Kriegen wurden die zumeist aus Ausländern bestehenden Söldnerarmeen durch stehende Heere ersetzt. Die Verwandlung der Kriege der Könige in Kriege der Nationen brachte schließlich den Niedergang der Söldnerkriege mit sich. Der Staat übernahm den Markt für Militärdienstleitungen und schuf schließlich die nationalen Bürgerheere, dies bedeutete für die nächsten zwei Jahrhunderte das Ende der gemieteten Söldnertruppen. Dennoch konnte der freie Militärmarkt sich bereits im Zeitalter der Aufklärung erneut etablieren. Kriegsgeschäfte jenseits des Staates, die mit groß angelegten wirtschaftlichen Operationen in anderen Erdteilen verbunden waren, brachten es mit sich, daß Gesellschaften wie die holländische Ostindien-Kompanie oder die englische Ostindische Kompanie – ausgestattet mit so etwas wie Souveränität und Staatlichkeit – aus eigener Machtvollkommenheit Armeen unterhielten, Flotten ausrüsteten, Kriege führten und Frieden schlossen. Diese Firmen verdienten nicht nur enorm viel Geld, sondern verfügten auch über bewaffnete Kräfte und Territorien, die die ihres Herkunftslandes oft weit überboten. Am Beispiel von Sierra Leone und dem Irak erklärt Peter Warren Singer, ehemaliger Einsatzoffizier der Balkan Task Force des US-Verteidigungsministeriums, wie die private Kriegführung zu einer der größten Wachstumsbranchen der Welt wurde. So werden im Irak die regulären Truppen zunehmend durch uniformierte und bewaffnete Angestellte von Privatfirmen ersetzt. Zwei dieser Firmen, CACI und Titan Corp., sind in den Folterskandal von Abu Ghraib verwickelt. Andere wie Executive Outcomes in Südafrika oder MPRI in den USA übernehmen im Outsourcing die Kriegführung ganzer Staaten. Was dies in Zukunft für das Kriegs- und Völkerrecht, aber auch für die Nicht-Diskriminierung und Eingrenzung des Krieges bedeutet, läßt sich unschwer erahnen. Peter Warren Singer: Die Kriegs-AGs. Über den Aufstieg der privaten Militärfirmen. Verlag Zweitausendeins. Frankfurt am Main 2006, 501 Seiten, gebunden, 27,90 Euro