Edmund Stoiber hat die deutschen Kinos aufgefordert, den türkischen Blockbuster „Tal der Wölfe“ aus dem Programm zu nehmen. Der Film, so der bayerische Ministerpräsident, sei geeignet, jugendliche Migranten zu radikalisieren, da er antiwestliche und rassistische Ressentiments schüre. In der Tat geht der Kinostreifen von dem aberwitzigen Szenario aus, daß US-Soldaten im Irak unter Mißachtung des Völkerrechts agieren; zudem unterstellt er offenkundig eine amerikanisch-israelische Kumpanei im Nahen Osten. Gerade im Hinblick auf den anstehenden Iran-Krieg kann die Verbreitung derartiger Klischees nicht hingenommen werden, da sie die Geschlossenheit der Heimatfront, an der heute auch die türkischen Mitbürger zu stehen haben, untergräbt. Stoibers Boykottaufruf ist allerdings nicht nur im Zusammenhang des globalen Krieges gegen den islamistischen Terrorismus und seine Förderer zu sehen, in den sich die Bundesrepublik ihren Möglichkeiten gemäß eingereiht hat. Er ist zugleich eine Facette der härteren Gangart, die die deutsche Politik heute in der Disziplinierung der Migranten und ihrer Kinder an den Tag legt. In der Vergangenheit bemühte sie sich redlich, das schlechte Gewissen gegenüber den ins Land gelockten Menschen durch vermeintlichen Respekt vor ihrer Herkunftskultur zu kompensieren. Davon ist unterdessen keine Rede mehr. Um die Tatsache, daß Migranten zumeist aus Ländern stammen, in denen vordemokratische Zustände herrschen und Gewalt sowohl die Politik als auch den häuslichen Alltag bestimmt, wird nicht länger schamvoll ein Bogen geschlagen. Wenn Einwanderer am Wohlstand der Deutschen auf Dauer mitwirken wollen, müssen sie daher ihre Wurzeln glaubwürdig kappen, sich durch Aufnahmeprüfungen als veritable Demokraten legitimieren und ihre Kinder aus der elterlichen Obhut frühestmöglich staatlicher Erziehung anvertrauen, um deren Fehlsozialisierung vorzubeugen. Diese Maßnahmen sollten jedoch nicht als Prophylaxe gegen einen Kampf der Kulturen auf deutschem Boden mißverstanden werden. Die bürgerliche Gesellschaft möchte vielmehr die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, das im Entstehen begriffene Proletariat von morgen frühzeitig an die Kandare nehmen zu können. Mit dem deutschstämmigen der Vergangenheit gab es viel zu oft Probleme, nicht zuletzt hat es den Sozialstaat verschuldet. Vom Migrantenproletariat darf man sich versprechen, daß es sich hier klüger und dankbarer verhält.