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ESN-Fraktion, Europa der souveränen Nationen

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Die materielle Armut unter Kindern und Jugendlichen wächst. Sehr viele, die heute heranwachsen, werden den Lebensstandard der Eltern oder gar der Großeltern nicht halten können. Da der Wohlfahrtstaat seine sozialen Verpflichtungen nur noch gegenüber der älteren Generation einzulösen vermag, will er die in ein selbstverantwortliches Leben entlassenen jungen Menschen nun wenigstens vor innerer Armut bewahren. Die Federführung für dieses ambitionierte Vorhaben hat CDU-Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen an sich gerissen. Im Schulterschluß mit den beiden großen Kirchen will sie durch ein „Bündnis für Erziehung“ zunächst vor allem die Verankerung christlicher Werte in der jungen Generation fördern. Weitere wie zum Beispiel muslimische, jüdische oder gewerkschaftliche können offenbar in späteren Projektphasen hinzukommen. Die Bindung an die evangelische und die katholische Kirche trägt somit allein dem Umstand Rechnung, daß diese unter den Anbietern von Werten trotz gewisser Absatzschwächen weiterhin als Marktführer anzusehen sind. Das Konzept einer offenen Gesellschaft, in der der Staat seinen Bürgern nicht vorschreibt, was sie zu glauben haben, ist daher nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Die Regierung will allein sicherstellen, daß junge Menschen sich überhaupt an Werten orientieren. Welche dies dann letztendlich im Detail sind, mag sich im freien Wettbewerb der Philosophien entscheiden. Offen ist, welche praktischen Konsequenzen die Initiative der Ministerin über Manifeste, Experten-Hearings und vielleicht das eine oder andere Gremium hinaus zeitigen wird. Vielleicht ist auch eher daran gedacht, überhaupt einmal ein Zeichen zu setzen – um so mehr ist verständlich, daß keine gesellschaftlich relevante Gruppe von einem derartigen symbolischen Akt ausgeschlossen sein möchte. Erkennbar ist allerdings der neue Stil, der in Zukunft im Umgang mit der Jugend gepflegt werden soll. Ein Dialog, durch den man möglicherweise erführe, woran sich die junge Generation gerne orientieren würde, ist anscheinend nicht beabsichtigt. Daraus spricht nicht bloß ein Mangel an Vertrauen in die Lauterkeit der Heranwachsenden: Offenkundig ist man sich bewußt, daß das, was den Jugendlichen zugemutet werden muß, von ihnen freiwillig niemals akzeptiert würde. Der Übergang vom freilaufenden Gesellschaftsmitglied zu einer gewissen Käfighaltung scheint unvermeidbar. Er aber läßt sich nur durch Autorität und nicht durch Dialog bewerkstelligen.

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