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Kreative Zerstörer des Konservativen

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Im Klappentext seines neuen Buches „Where the right went wrong. How Neoconservatives Subverted the Reagan Revolution and Hijacked the Bush Presidency“ wird Patrick („Pat“) Buchanan, ehemaliger Präsidentenberater und mehrfach auch selbst Kandidat für das US-Präsidentenamt, als „Konservativer“ vorgestellt. Nachdem man dieses Buch durchgelesen hat, wird man Buchanan kaum länger als „Konservativen“ bezeichnen wollen, ist diese Bezeichnung doch durch diejenigen Liberalen („Neo-Konservative“ wie Richard Perle, Paul Wolfowitz u. a.) entwertet worden, die ihre Ziele zwar konservativ bemänteln, tatsächlich aber konservative Prinzipien untergraben. Die falschen Konservativen, die Buchanan meint, bewegten sich nach links und zeichneten sich durch „kreative Zerstörung“ aus. Wer deren Freihandelsmantra nicht mit herunterbete, werde von ihnen als „unpatriotisch“, „isolationistisch“ oder gar als „nationaler Sozialist“ gegeißelt. Obwohl die republikanischen Exponenten der Regierung Bush tagtäglich ihr konservatives Credo verkündeten, hätten die USA das größte Staats- und Handelsdefizit ihrer Geschichte aufgehäuft. Darüber hinaus hätten diese Konservativen die USA in den Morast eines Krieges geführt, mit dem der Nahe Osten dem amerikanischen Mittelwesten angeglichen werden soll. Wie konnte es zu einer derartigen Degeneration des Konservativismus in den USA kommen? Buchanan sieht den Beginn des konservativen Zusammenbruches mit dem Ende des Kalten Krieges zusammenfallen. Die USA hätten damals die Möglichkeit gehabt, sich mit normalen politischen Verhältnissen zu arrangieren, wäre nicht schon lange vorher die Parole von der Herstellung einer „globalen Demokratie“ (ein Meilenstein hierfür: US-Präsident Woodrow Wilson) ausgegeben worden. Entsprechend bewegte sich US-Präsident George W. Bush sen. auf das zu, was heute als „Neue Weltordnung“ bezeichnet wird. Seitdem hätten die USA in allen Teilen der Welt militärisch interveniert. Buchanan reflektiert den Ausgangspunkt jener Flugbahn, die zum amerikanischen Empire führen soll. Der Begriff „crack-up“ (Zusammenbruch) umschreibt hierbei die Entwicklung, die der amerikanische Konservativismus in den letzten 15 Jahren genommen hat. Auf dem Weg in Richtung Empire spiele, so Buchanan, der 11. September 2001 die Rolle eines Katalysators. Davon handeln die ersten beiden Kapitel seines Buches. Aus deutscher Sicht dürfte vor allem Kapitel zwei von Interesse sein, das mit „Hijackers of American Foreign Policy“ überschrieben ist. Hier entfaltet Buchanan seinen Angriff auf Neo-Konservative vom Schlage eines Wolfowitz und Perle. Ihnen wird vorgehalten, die „konservative Revolution“, die unter Präsident Ronald Reagan in den USA stattgefunden habe, zu unterminieren. Kapitel drei dreht sich um den Islam. Mit großen Strichen zeichnet Buchanan die Geschichte des Islam von seiner Geburtsstunde bis heute nach. Er läßt keinen Zweifel daran, daß ein Sieg über eine Religion nur dann erzielt werden könne, wenn man selbst an etwas glaube. Während islamische Gotteskrieger ihr Leben opferten, um „Ungläubige“ aus der islamischen Welt herauszudrängen, schaut der Westen mehr oder weniger indifferent auf die Verfolgung von Christen in islamischen Ländern. Während Muslime vor Selbstsicherheit strotzten, sei die westliche Welt voll von Schuld. Der Westen predige die Gleichheit der Religionen, während der Islam überall dort, wo er dominant werde, diese Gleichheit mit dem Argument in Frage stelle, es gebe nur eine wahre Religion. Der Islam sei selbstsicher, während sich der Westen für seine Kreuzfahrer, Eroberer und Weltreiche ständig entschuldige. Im Gegensatz zu manchem, der nach „Nine Eleven“ davon sprach, daß die westliche Welt von islamistischen Terroristen für ihre Demokratie, ihre liberalen Märkte, ihren Überfluß und vieles mehr gehaßt werde, ist Buchanan der Überzeugung, daß die US-Politik der Grund für diesen Haß sei. Inwieweit vor diesem Hintergrund ein Frontalangriff auf den Terrorismus erfolgreich sein kann, ist die Frage, der sich Buchanan in Kapitel vier stellt, das – wohl in Anknüpfung an ein Buch des US-Publizisten David Callahan, der sich mit der Verwicklung der USA in ethnische Konflikte beschäftigt – bezeichnenderweise mit „Unwinnable Wars“ überschrieben ist. Was Buchanan vom Kreuzzug der Regierung Bush gegen den Terror hält, bringt er mit folgendem anschaulichen Vergleich auf den Punkt: Dieser Krieg sei in etwa so effektiv, als wenn man mit einem Baseball-Schläger in ein Wespennest schlage. Buchanan attestiert dem Westen eine Doppelmoral bei der Definition des Terrorismus: Des einen Terrorist sei des anderen Freiheitskämpfer. Er nimmt hier direkt auf terroristische jüdische Organisationen wie Irgun oder die Sternbande Bezug, die zeitweise von den späteren israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin und Yitzhak Schamir angeführt und erst nach dem Massaker von Deir Yassin im April 1948 (einem Monat vor der Gründung eines unabhängigen Staates Israel) von Israels erstem Ministerpräsidenten David Ben Gurion aufgelöst wurden. Daß die gegenwärtige Antiterror-Strategie der Regierung Bush eher dem Feind in die Hände spielt, als daß sie Aussicht auf Erfolg hat, daran läßt Buchanan keinen Zweifel. Im zweiten Teil setzt sich Buchanan explizit mit den zerstörerischen Konsequenzen der Freihandelsdoktrin auseinander. Konservative glaubten, so Buchanan mit Blick auf Reagan, an „Arbeit, Familie, Religion, Gemeinschaft und an die Nation“. Der Freihandel sei diesen Werten gegenüber blind. Er kenne nur die Interessen des Individuums und frage nicht danach, was „am besten für Amerika“ sei. „Freihandel bedeutet für eine Nation das gleiche, was für einen Menschen Alkohol bedeutet. Zuerst raubt ihm dieser Kraft und Energie, dann seine Entscheidungsfreiheit und schließlich sein Leben.“ Der Freihandel sei heute eine Art Serienkiller für US-Unternehmen und führe sukzessive zum Verlust nationaler Unabhängigkeit. Er sei eine grelle, hellaufscheinende Lüge. Wie bereits seine bisherigen Büchern bietet auch der „neue“ Buchanan wieder genug Diskussionsstoff. Foto: Straßenverkehr in Dschidda (Saudi-Arabien): Die USA hätten die Möglichkeit gehabt, normale politische Verhältnisse anzuerkennen, statt die Herstellung einer „globalen Demokratie“ anzustreben Patrick J. Buchanan: Where the Right went wrong. How Neoconservatives Subverted the Reagan Revolution and Hijacked the Bush Presidency. St. Martin’s Press, New York 2004, Hardcover, 256 Seiten, 24,95 Dollar.

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