Kinder sind das köstlichste Gut eines Volkes. (…) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge des Staates“, so steht es jedenfalls in Artikel 125 der geltenden Bayerischen Verfassung. Ungeachtet etwaiger Lippenbekenntnisse von Vertretern aller etablierten Parteien erfährt dagegen die Förderung von Familie und Kindern in Deutschland ganz ohne Zweifel nicht jene Priorität, die nötig wäre, um die Geburtenrate wieder über die Reproduktionsrate zu heben. Alarmierende Zustände, die allseits bekannt und nicht wegzudiskutieren sind. Doch welche gesellschaftlichen und politischen Ursachen haben zu dieser Entwicklung beigetragen, die sich seit Jahrzehnten abzeichnet, und durch welche Maßnahmen kann die demographische Katastrophe in letzter Minute doch noch abgewendet werden? Dies waren die drängenden Fragen, die auf den 23. Bogenhausener Gesprächen der Burschenschaft Danubia am vergangenen Wochenende in München diskutiert wurden. Die Danuben (Wahlspruch: „Frei in Rede, kühn in Tat“) hatten gemeinsam mit der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) zum Seminar „Droht der Volkstod? Zur demographischen Lage der Deutschen“ geladen, wo sich vor gut 120 Korporierten und Gästen mehrere Referenten mit dieser Problematik auseinandersetzten. Eröffnet wurde das Seminar mit einem Vortrag Jürgen Liminskis, Politikredakteur beim Deutschlandfunk, der erörterte, warum gerade in einer Wohlstandsgesellschaft wie der Bundesrepublik Kinderfeindlichkeit und Geburtenverweigerung normal seien. Neben den diesbezüglichen Verfehlungen der politischen Akteure – hier erwähnte Liminski vor allem den derzeitigen Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung, der sich quasi als „kalte Hand über den Kinderbetten“ lesen lasse – erläuterte er, warum eine Gesellschaft der Familie bedürfe. Denn nur hier, so die These des zehnfachen Familienvaters, werde von Geburt an solidarisches Verhalten erzeugt, das von dort auf die Gesellschaft übertragen werde. Ohne gesunde Familien, in denen Liebe und emotionale Befindlichkeiten gepflegt würden, drohe eine emotionslose Gesellschaft. Wenig emotionales Einfühlungsvermögen, sondern nüchterne Rationalität legte dagegen der aus Tirol stammende Arzt, Ex-FPÖ-Politiker und Publizist Otto Scrinzi (87), an den Tag. Nach seinen skizzenhaften Ausführungen über die Grundzüge der demographischen Entwicklung in Deutschland wirkte sein Resümee „Die Uhr steht auf fünf nach zwölf in der Bevölkerungspolitik“ wie ein Schock auf die Zuhörerschaft. Grund: Selbst bei einer Verdreifachung der Geburtenrate, die derzeit bei 1,4 Kindern pro Frau liegt, so Scrinzi, werde der Prozeß der Bevölkerungsabnahme nur geringfügig verlangsamt werden können. Als eine der Hauptursachen dafür machte er ein „Produktions- statt Reproduktionsdenken“ verantwortlich. Doch materielle Anreize dürften nicht das Entscheidungskriterium zum Kinderkriegen sein. Ein „kritischer Realismus“ und eine neue Bewußtseinswerdung seien dringend notwendig, um das eigene Aussterben zu verhindern. Am zweiten Tag standen weitere Vorträge auf dem Programm, die sich mit Ursachen der demographischen Entwicklung auseinandersetzen. So referierte der Arzt Siegfried Ernst über die gesellschaftlichen Folgen der Abtreibungsrealität und deren Auswirkungen auf das Ethos des Mediziners und Pater Lothar Groppe über die Folgen der „Homo-Ehe“, wobei er vor allem das hierbei an den Tag gelegte Denken anprangerte, wonach Ungleiches gleich behandelt werden müsse. Nach zahlreichen Diskussionsbeiträgen endeten die Bogenhausener Gespräche mit dem Vortrag der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und Mitherausgeberin des Rheinischen Merkur, Christa Meves, die über das Thema „Die von sich selbst entfremdete Frau“ referierte und darlegte, daß den heutigen jungen Frauen aufgrund der individualistischen Gesellschaftsideologie der Achtundsechziger der mütterliche Instinkt nahezu vollständig aberzogen worden sei.