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Schamstarre

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Ursprünglich war sie als „Ausdruck einer kommunistischen Opposition in der PDS“ gedacht: Die Redaktionsmitglieder von „Kommunisten-Online“ versuchten an der Umgestaltung der Partei mitzuwirken. Die Kommunistische Plattform (KPF) sei jedoch zu einem „linken Feigenblatt“ der „rechtsreformistischen“ PDS degeneriert, daher plädiert man nun für eine „Partei auf dem Boden des Marxismus-Leninismus“. Allerdings will man „keinen linken Dogmatismus predigen“, sondern fühlt sich dem „Ziel der Einheit der Kommunisten verpflichtet“. Zu diesem Zweck habe man die Kommunistische Internet-Zeitung ( www.kommunisten-online.de ) gegründet. Nicht besonders aufregend also, und die meisten Beiträge reißen einen auch kaum vom Hocker. Doch hin und wieder finden sich Texte, die durchaus lesenswert sind. So schreibt Manfred Spies in der April-Ausgabe über die Liquidierung des Hamas-Führers Scheich Jassin durch das israelische Militär und zitiert jüdische Wissenschaftler und Autoren wie Noam Chomsky, Mosche Zuckermann, Amos Oz, Uri Avnery und Felicia Langer, die der westlichen Welt vorwerfen, „in einer Art Schamstarre wegen des Holocaust“ zu verharren. Israel wisse indes dieses bedrohliche Damoklesschwert „zu schärfen und zu benutzen“. Spies kritisiert US-Politiker, die die Tötung Jassins „nicht hilfreich“ fanden, und EU-Politiker, die „das Völkerrecht verletzt“ sahen. Diese Praxis wende Israel bereits seit Jahrzehnten an, wobei – wie bei der Liquidierung der mutmaßlichen Hintermänner und Attentäter des Olympia-Massakers von 1972 – ab und zu auch vollkommen Unschuldige ermordet wurden, die das Pech hatten, einem Verdächtigen ähnlich zu sehen. Schon der frühere Ministerpräsident Ben Gurion habe dem damals noch zurückhaltender agierenden Ariel Scharon ans Herz gelegt: „Kümmere dich nicht um das, was die Welt sagt!“ Und Menachem Begin pflegte Araber pauschal als „zweibeinige Tiere“ zu bezeichnen, während der jetzige stellvertretende Verteidigungsminister Boim dem Islam allgemein und den Palästinensern im besonderen einen „genetischen Defekt“ und ein „kulturelles Manko“ unterstellte (Ha’arez, 25.2.04) und Generalstabschef Mosche Jaalon am 26. Februar nach der Militäroffensive im Gazastreifen erklärte: „Die Jagdsaison ist eröffnet!“ Für den bewaffneten Kampf der Palästinenser gegen die Besatzungsmacht Israel gebe es zudem keine bessere Rechtfertigung als die „Vergangenheit Israels selbst“, schreibt der Autor. Der ehemalige Terrorist und spätere Premier Begin habe den eigenen Terror gegen die britische Besatzung als „Bestandteil der politischen Schlacht, (der) eine große Rolle in unserem Kampf gegen die Besatzer spielt“ bezeichnet. Inzwischen forderten jedoch nicht nur „antideutsche Spinner“, sondern auch Politiker wie Josef Fischer ein „unbedingtes und kollektives Schweigen zur Politik Israels“. Da die gesamte arabische und islamische Welt ihre Aggression gegen den „Westen“ durch eine Fokussierung auf den Nahost-Krieg rechtfertige, könnten jedoch die „jetzt Schweigenden möglicherweise zu demnächst Jammernden und Schreienden“ werden.

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