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Der Bösewicht heißt wieder mal Walser

Der Bösewicht heißt wieder mal Walser

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Der Bösewicht heißt wieder mal Walser

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Nach dem Rummel um seine Autobiographie „Mein Leben“ (1999) und den im Jahr darauf mit großem Mediengetöse inszenierten 80. Geburtstag Marcel Reich-Ranickis mochte man meinen, es sei eigentlich alles über den Großkritiker gesagt. Wie sehr diese Annahme tatsächlich zutrifft, beweist das soeben von Thomas Anz, Marburger Literaturprofessor und Herausgeber der ersten Zeitschrift für Literaturkritik im Internet (www.literaturkritik.de), vorgelegte Porträt Reich-Ranickis. Zu seinen Absichten habe es gehört, den „massenhaft verbreiteten Klischees“ über den Literaturkritiker entgegenzutreten und zu zeigen, daß sie „oft auf nur oberflächlichen Informationen und fragwürdigen Voraussetzungen“ beruhten, schreibt Anz in seiner Nachbemerkung. Das Ergebnis freilich ist enttäuschend, mitunter sogar ärgerlich. Brav zeichnet Anz die Lebensstationen Reich-Ranickis nach, dabei Zitat an Zitat aus des Kritikers Autobiographie reihend; Neues wird nicht mitgeteilt. Am Rande der Geschichtsklitterung bewegt sich der Autor, wenn er zu Martin Walsers Roman „Tod eines Kritikers“ anmerkt, dieser habe noch vor seiner Veröffentlichung einen Skandal ausgelöst, die FAZ und Frank Schirrmacher als die Urheber der Hetzkampagne gegen den Schriftsteller aber nicht einmal erwähnt. Statt dessen soll Walser an der Inszenierung des Skandals „selbst kräftig mitgewirkt“ haben. Wie er das gemacht haben soll, wo der Roman doch lange vor seinem Erscheinen von Schirrmacher als „antisemitisch“ denunziert wurde (JF 24/02), bleibt das Geheimnis des Autors. Immerhin gerät Anz‘ Porträt so unfreiwillig zu einer Studie über das Reflexionsniveau eines deutschen Literaturprofessors anno 2004. Thomas Anz: Marcel Reich-Ranicki. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004, 188 Seiten, zahlr. Abb., 10 Euro

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