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Anleitung zur Zurückhaltung

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Der Untertitel des Buches – „Zur Geschichte eines Wortes“ – läßt schon ein wenig die Nostalgie ahnen, die es durchzieht. Der Autor – Herausgeber der Potsdamer Märkischen Allgemeinen – bedauert den sich in der deutschen Geschichte immer wiederholenden Mißbrauch und kämpft mit guten Argumenten gegen das immer wieder neue Mißverständnis des „wirklichen Konservativismus“. Dieser ist nicht erst 1933 in den Strudel des Nationalsozialismus und damit der „nihilistischen Revolution“ geraten. Gauland greift auch Friedrich den Großen als zynischen Eroberungskrieger an (mit deutlichen Seitenhieben auch den heutigen US-Imperialismus). Er lehnt sich an den bedeutenden Romantiker Edmund Burke an: „Burkes Botschaft ist die Botschaft des Maßes und der Mitte der vorsichtigen Reform bei Bewahrung des Ganzen.“ Dieses Maß fällt den Deutschen schwer: „Nach 1870 ging in Deutschland der Konservativismus mit dem Nationalismus jene unheilige Allianz ein, die ihn schließlich in die Harzburger Front führte.“ Er zitiert Heine, der das Verhängnis voraussah: „Wenn ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht hat, so wißt ihr: Der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht.“ Davon habe sich auch der Konservativismus nur schwer erholt: „Während die Linke die Rolle der Romantiker, Maschinenstürmer und Nachzügler der Weltgeschichte übernahm, sahen sich die Konservativen in der CDU unversehens auf die Seite der Industriegesellschaft gedrängt. Und damit verbunden ist zugleich der Verlust an traditionellen Werten wie Geschichte und Heimat. Auch Begriffe wie Religion, Autorität, Ethos, Nation, Gemeinschaft und Sonntag, Familie, Natur, Schutz und Bewahrung alles Wertvollen rücken in dieser „konservativen“ Welt aus dem Blickpunkt. Stattdessen prägt die Gesellschaft eine größere Auslieferung an immer weiter beschleunigte Modernisierung, Globalisierung, an Markt und Ökonomie: „Nichts zählt jenseits des Ökonomischen“ – dagegen gilt es ein „konservatives Widerlager“ aufzubauen. Auf der Suche danach muß uns der Autor ein wenig enttäuschen – vielleicht ist aber auch kein anderer Weg möglich: Sein Stichwort heißt ‚Entschleunigung‘, so „ist der schonende Umgang mit Traditionen die vornehmste konservative Aufgabe“. „Die Moderne ist nur dann aushaltbar, wenn die Unbehaustheit des Wirtschaftssubjekts eine Ergänzung in der Geborgenheit von Kultur und Geschichte findet.“ Vor diesem Hintergrund verliert für Gauland auch die Unterscheidung von „Werte- und Strukturkonservativen ihre Bedeutung“. Er trauert gleichermaßen Utopien wie Mythen hinterher, fordert „mehr Tabus und Dogmen“ ein. Der kulturgeschichtliche Pessimismus – wenn auch nicht eingestanden – ist unüberhörbar: „Man kann nicht immer verhindern, daß die Dinge zum Teufel gehen, aber man kann den Gang verlangsamen, vielleicht den Kurs ändern und so das Schlimmste vermeiden.“ Reicht das wirklich? Alexander Gauland: Anleitung zum Konservativsein. DVA, Stuttgart/München 2002, gebunden, 132 Seiten, 16,90 Euro

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