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Wehrpflicht 1935 (II)

Wehrpflicht 1935 (II)

Wehrpflicht 1935 (II)

 

Wehrpflicht 1935 (II)

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Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland war 1935 eine naheliegende Antwort. Damit schloß der letzte Beitrag ab und mit der regimeunabhängig zu stellenden Frage, ob sie zugleich eine kluge Antwort gewesen sei.

Zu den Gründen, aus denen Letzteres zu bezweifeln war, gehörte beispielsweise die schon damals stets irrationale Vorurteilswelt, mit der Deutschland häufig von außen betrachtet wurde: „Alles starrt immer auf Deutschland, als ob alle Entscheidung von dort kommen würde, alle Gefahr dort ihren Ursprung habe, hinter diesem faszinierenden, Schrecken, Zorn oder Anbiederungsversuche auslösenden Phänomen Deutschland wird man nicht gewahr, was hinter dem Vorhang der deutschen Grenzen gespielt wird.“

Diese Sätze stammen aus den 1920er Jahren. Sie stammen von Carl J. Burckhardt, und mit dem, was hinter den deutschen Grenzen sich so abspiele, meinte Burckhardt schon damals die Ungeheuerlichkeiten des Regimes in der Sowjetunion. Schon zu Weimarer Zeiten nahm man im Westen eher Deutschland als das Ungewöhnliche wahr, nicht die Millionen Toten in der UdSSR.

Der Vertrag war 1935 weitgehend tot

Dessen ungeachtet hatten die internationalen Verhältnisse, der stete Tropfen des Hinweises auf die Kriegsschuldlüge des Versailler Vertrags und die insgesamt zähe, wenn auch nach außen oft wenig ruhmreiche Außenpolitik der Weimarer Republik, den Boden dafür bereitet, daß man im Westen von den 1919 in Versailles beschlossenen Papierbestimmungen abrückte.

Das geschah schon Anfang der 1930er; die neu installierte NS-Regierung konnte dies dann ausnutzen und den Versailler Vertrag auf immer mehr Gebieten offen ignorieren, wie ihn auch die Sieger seit Jahren ignorierten – wobei wichtige Siegermächte wie die USA der Versailler Vertragswelt ohnehin nie beigetreten waren. Die deutschen Streitkräfte hielten sich auch vor Proklamation der Wehrpflicht nicht mehr an die Vertragsbestimmungen.

So war der Vertrag 1935 weitgehend tot. Es zeichnete sich ab, daß eine neue große Konferenz stattfinden müßte, auf der besonders die Rüstungsbegrenzung neu auszuhandeln sein würde. In der Zwischenzeit würde jeder nach Gutdünken rüsten, besonders im See- und Luftbereich wurden entsprechende Programme längst vorbereitet. In Asien zeichnete sich sogar bereits eine kriegerische Auseinandersetzung um China unter Beteiligung der USA ab.

Die Leiche wurde noch einmal belebt

In dieser Lage stellte die deutsche Wehrpflicht gewissermaßen einen Rückfall dar. Mit der Ankündigung, noch einmal gegen Versailles zu verstoßen, wurde die Leiche gewissermaßen noch einmal belebt. Das trug dazu bei, Deutschland wieder auf unangenehme Weise in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu rücken, während man in Frankreich zu dieser Zeit die Verharmlosung der UdSSR schon so weit getrieben hatte, daß man an ein engeres französisch-sowjetisches Bündnis dachte.

Und gerade dies konnte ein Land wie Deutschland eigentlich in keiner inneren Konstellation gebrauchen. So umfangreich die deutschen Streitkräfte künftig auch sein würden – sie konnten im Mittelpunkt der Feindschaft von größten Teilen der Welt nicht bestehen.

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