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Pfingstmontag, 9. Juni 2014

Karneval der Kulturen / Ausklang

Am U-Bahnhof Fehrbelliner Platz auf der Sitzbank ein Kulturbereicherer neben seiner deutschen Freundin. Augenscheinlich hört er auf den Namen Lama, jedenfalls legt dies der Speicheltempel nahe, der sich vor ihm gebildet hat. Gerne hätte ich ihn gefragt, ob ich mit dem Namen richtig liege. Da er wegen meines kritischen Blicks augenscheinlich aufhört, komme ich nicht mehr dazu. Als der Zug einfährt, realisiere ich, daß er sehr athletisch gebaut und einen Kopf größer ist als ich.

Wenig später im Wagen ein junger blasser Kerl à la Jan Delay, den Hut vollgesteckt mit irgendwelchen Anstecknadeln, darunter das Motiv „Good night / white pride“.

Für diese ostentativ demütige Selbstaufgabe springt mir dieser Schnösel-Sub beim nächsten Stop aber viel zu fröhlich aus dem U-Bahn-Wagen. Die Züchtigung durch eine schwarze Mistreß wäre hier wohl ein Luxus. Vielmehr sollte man all diese Typen – gemäß ihres Symbols, das zeigt, wie einer den anderen zusammentritt – in einen schwarzen Männerknast sperren. Da würde ihnen der Stolz endlich ganz genommen.

Wenig später entern drei zudringliche Musiker vom Balkan den Zug: Einer tut so, als würde er auf dem Instrument spielen, die anderen tun gar nicht erst so: Während der zweite den Kassettenrekorder auf volle Lautstärke dreht, wandert der andere mit einem Pappbecher durch den Waggon, um Geld abzupressen. Mein halblautes „Verpißt euch / Keiner vermißt euch“ haben sie nicht vernommen, aber als ich beim Abgang den letzten von der Truppe provokant frage, ob sie „einen guten Schnitt“ gemacht hätten, überlegt der Angesprochene, wie er die Provokation an mir rächen kann – aber die anderen sind schon weiter.

Mit interessiertem Blick verfolgt das Geschehen ein Latino-Beau, der ganz in weiß gekleidet ist, um den Hals eine klobige „Gold“-Kette, um das Handgelenk eine ebenso protzige „Gold“-Uhr und auf den Ohren Riesenohrhörer. Am Alexanderplatz steigt der Typ aus und läßt etwas liegen, augenscheinlich Portemonnaie oder Mobiltelefon. Als ich laut hinterherrufe, winke und auf den Platz zeige, läuft der Typ zurück, holt sein „Teil“ – und schaut mich die ganze Zeit voller Feindseligkeit an.

Mittwoch, 11. Juni 2014

Marktversagen: Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner erklärt es in der F.A.Z. zur „liberalen“ Aufgabe, einen kritischen Blick auf den Markt zu haben. Was machen die Zeichen an der Wand: Wann fällt das Hayek-Bildnis hinter Lindners Schreibtisch endlich herunter.

Der Tagesspiegel: „Gauck darf NPD-Anhänger Spinner nennen“ / „Wulff: Ich wäre der richtige Präsident“.

Daß Wulff glaubt, immer noch der richtige im höchsten Amt zu sein, ist gar nicht so falsch: Schließlich gehört auch der Islam immer mehr zu Deutschland.

In der Bild-Zeitung schreibt sich Heinz Buschkowsky (SPD) den Ärger von der Seele. Die „Nerv-Bettler“ erscheinen bei Neuköllns Bezirksbürgermeister als „südeuropäische Wandergeiger“, die aggressiv ihre Gage fordern. Der Begriff „Scheibenwischer“, die einstige linke deutsche Kabarettinstitution – so mein unwillkürlicher Gedanke – bekommt da plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Buschkowsky wörtlich: „Aus einer Mischung von Angst erzeugender Drohgebärde und Aggressivität will man Mitleid heischend an mein Portemonnaie.“ Dies sei „organisierte Kriminalität“, um die rhetorische Frage anzuschließen: „Warum muß der Normalbürger das ständig über sich ergehen lassen?“ Selbst der Punk erscheint hier als Utopie: Hätten die südeuropäischen Wanderarbeiter doch die Punker vertrieben. Die wünsche er sich zurück.

Sonnabend, 14. Juni 2014

Hitzlsperger-Syndrom: Der Deutschlandfunk erinnert – als wäre es bereits ein historischer Jahrestag – an das Outing des einstigen Fußball-Nationalspielers, der mit dem Bekenntnis zu seiner Homosexualität den so bitter benötigten „Tabubruch“ gewagt habe. Tatsächlich sind es die Leitmedien, beispielhaft damals etwa Claus Kleber im „heute-journal“, die das vermeintliche „Tabu“ selbst aufrechterhalten, indem sie dessen angeblichen Bruch inszenieren. Das ist die „Haltet den Dieb“-Methode.

Sonntag, 15. Juni 2014

Realityrest (nach WamS-Lektüre): „Ausländermaut / Heraus, wer sich traut!“

Montag, 16. Juni 2014

Morgenandacht im Deutschlandfunk: Eine intelligente Reflexion der Pastorin Silke Niemeyer zu den Imperativen „Gott sieht alles“ und „Ihr werdet sein wie Gott“ angesichts des NSA-Überwachungswahns. Fazit: „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.“

Grüppchenweise glucken: / Deutschland gucken.

 

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