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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Stadtschloß trotzt altem Mief

Stadtschloß trotzt altem Mief

Stadtschloß trotzt altem Mief

 

Stadtschloß trotzt altem Mief

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In der vorletzten Woche wurde nach jahrelangem Tauziehen endlich der Grundstein für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses gelegt. Es wird als Humboldtforum den außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz einen repräsentativen Ausstellungsort bieten.

Der Bau von Architekt Franco Stella ist ein Kompromiß. Es werden die Kubatur des Gebäudes und die drei barocken Fassaden Andreas Schlüters wiederhergestellt. Hinzu kommen zwei Innenhöfe und die klassizistische Kuppel von Stühler und Schadow, für die sich ein Einzelspender gefunden hat. Anstelle des von der Renaissance geprägten Ostflügels wird ein moderner Rasterbau errichtet. 590 Millionen Euro sind als Kostenobergrenze des Bundestages festgesetzt worden. Damit wird der moderne Museumsbau finanziert. Die 80 Millionen Euro für die Fassadenrekonstruktion hingegen müssen allein durch den „Förderverein Berliner Schloß“ Wilhelm von Boddiens mittels privater Spenden hereingeholt werden.

Wird gar ein Gewinn erwirtschaftet, steigt die Chance, eventuelle Rekonstruktion einzelner bedeutender Innenräume bezahlen zu können. Es ist also möglich, dem Bau teilweise auch noch nachträglich historische Tiefenschichten zurückzugeben.

Trübsal im deutschen Blätterwald

Das Schloß kann in eine Reihe mit anderen Projekten der dritten Rekonstruktionswelle nach dem Zweiten Weltkrieg gestellt werden, von denen hier nur die Schlösser von Braunschweig, Hannover-Herrenhausen und Potsdam genannt seien.

Das sind die Fakten, und eigentlich sollten Berlin und Deutschland froh sein, daß mit dem Stadtschloß eine städtebauliche Wunde geheilt wird, eine banausenhafte Untat des DDR-Systems revidiert und ein attraktiver touristischer Anziehungspunkt in der Mitte der Hauptstadt geschaffen wird, der zusätzliches Geld von Besuchern in die städtischen Kassen spülen wird.

Doch blickte man dieser Tage in den deutschen Blätterwald, dann mußte man auf Freude verzichten, sondern Trübsal blasen. Griesgrämige linke Politiker und von selten dummer Kurzsicht geprägte Journalisten gaben sich die Klinke in die Hand, um ihren Ressentiments gegen das Wiederaufbauprojekt freien Lauf zu lassen. Dabei konnte man die Ideologen von den Pfennigfuchsern unterscheiden, wenngleich beide Gruppen große Schnittmengen bildeten.

Vorgeschobene Steuergeld-Argumente

Beispielsweise dem Sozialwissenschaftler Amin Nassehi wurde in der Zeit Platz eingeräumt, das Vorhaben zu „dekonstruieren“, also ins Lächerliche zu ziehen. Der Wiederaufbau des Schlosses sei demnach „absurd“, „lächerlich“ und von „nationalem Kleinmut“ geprägt, schrieb der Herausgeber des linken „Kursbuchs“. Es handele sich um eine „Deutsche Selbstfeier“. Nassehi gibt gemeinsam mit Ulrich Beck, Vordenker des „Diversity“-Konzepts, die Zeitschrift „Soziale Welt“ heraus. Das Stadtschloß dürfte für diese Ideologen also ein Symbol sein, das „national“ interpretierbar ist. Das aber sowie jegliche Verhaftung an einen Ort steht wohl der Absicht entgegen, eine Gesellschaft aus bindungslosen kosmopolitischen Individuen zu bauen, die sich von allen kulturellen oder ethnischen Gemeinsamkeiten und Grenzen gelöst haben.

Auch die ARD-Tagesthemen nörgelten herum. Und noch weit primitiver bediente die Abendschau des RBB dumpfe Ressentiments eines altkommunistischen Bevölkerungsteils. „Der Schloßbau wird vor allem von Preußen- und Monarchiefreunden bejubelt“, hieß es platt verallgemeinernd. Die „grüne“ Bundestagsabgeordnete Bettina Herlitzius forderte gar einen Stop für die Arbeiten an der barocken Fassade: „Geben wir einem neuen Gebäude auch eine neue Fassade.“

Damit offenbarte sie aber, daß die von ihr (und auch von manchen anderen) verwendeten Argumente vom angeblich gefährdeten Steuergeld nur vorgeschoben waren, denn schließlich erwähnte sie explizit nur die Fassade, also den kleinsten Teil des Bauvorhabens. Nicht der Gesamtbau stört also die „Grüne“, sondern nur seine historische Gestalt. Dabei verschwieg sie natürlich, daß eine moderne Fassade, die auch nur irgendwelche Qualitäten jenseits des Platten-Blocks aufweisen sollte, den Steuerzahler teurer kommen würde. Da hierfür nämlich kaum Spendengelder einfließen dürften, müßte die Arbeit eines teuren Designers allein von der öffentlichen Hand bezahlt werden.

Das Schloß als Symbol der Veränderung Berlins

Die antinationale Ideologie tönte also in einem Chor mit altlinken Irrationalismen gegen „feudalistische“ Symbole und beleidigten modernistischen Architekten, deren Entwürfe nicht gefragt waren. Zudem haben manche Vorbehalte gegen das Schloß ihre Wurzel im tiefen Unbehagen einer (im weitesten Sinne) alternativen Szene gegenüber der Wandlung Berlins seit dem Mauerfall.

Ich kann mich selbst noch an die aufregende Zeit nach der Wende erinnern. Die Szene-Bars in Halbruinen, die Techno-Diskothek „Tresor“, die riesige Wüste am Potsdamer Platz mit ihrem Geisterbahnhof. Doch es war klar, daß das ein nicht ewig konservierbarer Zustand war, spätestens nach der Entscheidung, Berlin zur gesamtdeutschen Hauptstadt zu machen. Es war unmöglich, eine Drei-Millionen-Metropole als alternatives Museumsdorf zu konservieren. Und so zogen Bauboom und „Gentrifizierung“ in die Stadt, begleitet vom Unmut der Alt-Berliner Szene. Das Stadtschloß kann dafür aber am allerwenigsten, doch es wird von einigen dieser Leute nun als Symbol der Veränderung der Stadt gesehen, an dem sie sich festgebissen haben. Dabei wäre es sinnvoller, sich Gedanken um den Erhalt alternativer Inseln in Berlin Gedanken zu machen.

Hinzu kommen jene Erbsenzähler, die sich immer nur zu Wort melden, wenn einmal etwas Schönes mit Steuergeld geschaffen wird. Beispielsweise über den düsteren Berliner Neubau des Bundesnachrichtendienstes für schlappe 900 Millionen Euro hat sich bislang kaum ein linker Journalist das Maul zerrissen. Hier zeigt sich immer noch das gebrochene Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geschichte wie auch – im Gegensatz zu Südeuropa – ihre äußerst mangelhafte ästhetische Erziehung.

Milliarden für ausländische Banken – ein Schulterzucken!

Die „grüne“ Bettina Herlitzius gehörte übrigens 2012 zu jenen Abgeordneten, die für den ESM stimmten. Dadurch (und die vor wenigen Tagen vom Bundestag gebilligte Übertragung der Aufsicht über die großen europäischen Banken an die EZB) wurde dem deutschen Steuerzahler mal schnell die Verfügungsgewalt über 135 Milliarden Euro entzogen. 

Sich angesichts solcher Dimensionen über die Peanuts für das Berliner Stadtschloß noch zu erregen, grenzt an Irrsinn. Der Deutsche zuckt offenbar nur mit den Schultern, wenn sein Geld bei ausländischen Banken versickert, aber er läuft zur „kritischen“ Hochform auf, wenn ein wenig dieses Geldes in Form eines ästhetisch schönen Sachwertes im Land bleibt.

Doch man sollte die Miesepeterei einiger Kleingeister nicht überbewerten. Die Bevölkerung hat das Spielchen der linken Politiker und beschränkten Journalisten nämlich nicht mitgemacht. Abgesehen von einer Handvoll Berufskrakeeler kam es zu keinerlei Protesten gegen das Bauvorhaben. Wozu auch? Schließlich werden – anders als für „Stuttgart 21“ – für das Stadtschloß weder städtische Bäume gefällt, noch ein bedeutender Bau abgerissen. Honeckers „Palast der Republik“ ist bereits seit Jahren weg und hatte auch weit weniger Sympathien in der Bevölkerung als der Stuttgarter Hauptbahnhof. Die Alternative zum Schloß wäre nur ein belangloser Funktionsbau gewesen oder eine Brache in Berlins Mitte. Das Stadtschloß kommt – freuen wir uns also.

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