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Piraten: Gute Unterhaltung!

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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

An dieser Stelle möchte ich ein Geständnis machen: Ich bin ein Fan der Piratenpartei. Kein Wähler, wohlgemerkt, aber doch ein begeisterter Beobachter all dieser interessanten Geschichten und Geschichtchen, die sie in ihren Blogs und Twitter-Accounts verbreiten. Es gab mal Zeiten, vor zwei bis drei Jahren vielleicht, da fand ich sie auch inhaltlich interessant. Spannende Debatten in ihren Foren namens „Liquid Feedback“, kluge Gedanken über das Urheberrecht in Zeiten digitaler Kopien und auch diese schrägen Typen im Berliner Abgeordnetenhaus – das war kluge Unterhaltung.

Unterhaltsam sind sie immer noch, allerdings mehr so in Richtung Privatsender-Entertainment. Jüngst ging es um eine seltsame Geschichte: Eine hübsche junge Dame kritisierte in ihrem Blog kleines-scheusal.de Feministinnen (fast hätte ich „Feminist_innen“ geschrieben) für die Unsitte, vermeintliche „Sexisten“ an den Internet-Pranger zu stellen.

Diese Dame fand dann natürlich viele Anhänger unter als „Maskulisten“ bezeichneten Männern, die wohl so eine Art Gegenbewegung zum Feminismus sein möchten. Diejenigen von ihnen, die im Internet auffallen, sind fleißige Kommentatoren von Twitter-Botschaften und Blog-Artikeln. Ihre Äußerungen lösen dann wieder heftige Reaktionen von Feministinnen aus, woraufhin sich dann sinn- und fruchtlose Debatten zwischen Menschen ergeben, die sich heftig zu hassen scheinen.

Au weia, die Bloggerin war eine Kunstfigur!

Jedenfalls ergab sich aus diesem seltsamen Hin und Her ein Shitstorm, woraufhin die hübsche junge Dame angeblich bedroht worden sei. Sie gab das auch in ihrem Blog bekannt und schaltete diesen endgültig ab.

Einigen kam die Sache spanisch vor, woraufhin ein Journalist zu recherchieren begann und herausfand, daß die Bloggerin eine Kunstfigur war. Das Foto war von einem polnischen Model, die Texte kamen von einer PR-Agentur, die mit einem „privaten“ Blog möglichst viele Leser erreichen wollte, um nach einem Jahr „privaten“ Bloggens auf die eigenen Dienstleistungen aufmerksam zu machen. Das ist ihnen zwar gelungen, allerdings über das erwünschte Maß hinaus.

Damit ging die Twitter-Debatte erst richtig los. Die Maskulisten waren blamiert, weil sie einer Kunstfigur huldigten, die Feministinnen konnten sich schämen, weil sie als aufgeregter und lautstarker Haufen enttarnt waren. Und die Piratenpartei auch: Sie diskutierten eifrig via Twitter, es ging nur so hin und her. Die einen gaben an, sich für ihre Partei zu schämen. Die anderen echauffierten sich über die PR-Agentur und die „Maskulisten“. Aber geglaubt hatten sie es doch fast alle.

In Vorfreude auf das nächste Skandälchen

Abgesehen vom Unterhaltungswert dieses Geschichtchens ist der Vorfall völlig irrelevant. Trotzdem befürchtete der Piratenchef Bernd Schlömer einen Imageschaden, schaltete auf autoritär und befahl seinen Genossen via Twitter, mit dieser Debatte aufzuhören – kurz vor der Wahl sei das doch unzweckmäßig. Das hätte er auch einem Sack Flöhe sagen können, sie machten natürlich munter weiter.

Es ist der große Widerspruch der Piraten, daß sie einerseits für den Datenschutz eintreten, andererseits permanent ihr Innerstes nach außen kehren. Anstatt Transparenz zu erreichen, simulieren sie nur einen Big-Brother-Container. Solche Politiker kann man nett und/oder unterhaltsam finden, aber selbst wenn ich inhaltlich bei ihnen wäre, würde ich mir das Kreuzchen bei den Piraten ganz heftig verkneifen.

Unabhängig davon freue ich mich schon auf das nächste Piratenskandälchen. Ich lasse mich gern vom Boulevard unterhalten, und in dieser Hinsicht ist die Piratenpartei wirklich gut aufgestellt. Keine kluge Unterhaltung mehr, aber doch ziemlich gute.

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