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Ein Wirtschaftssystem am Ende – Zweiter Teil

Ein Wirtschaftssystem am Ende – Zweiter Teil

Ein Wirtschaftssystem am Ende – Zweiter Teil

 

Ein Wirtschaftssystem am Ende – Zweiter Teil

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In einen radikalen Text zur Wirtschaftskrise hatte ich vor 14 Tagen eingeführt, Aufsatz „Was erwartet uns? Eine Reise durch die Zeit…“ von Karl J. J. Gschwendtner. Es ist der Text eines sehr radikalen Apokalyptikers, der aber seine Thesen fundiert begründen kann. Geht es nach Gschwendtner, haben weder Keynes noch Hayek und wohl selbst jene, die sich heute mit einem Nahrungsmittelvorrat, Kerzen, Petroleumkocher und Silbermünzen auf das Überwintern in einer unruhigen Zwischenzeit einrichten, nur wenig Hoffnung, den kommenden Sturm zu überleben.

Gschwendtner zeigte den sich immer schneller vollziehenden Wandel von Wirtschaftskreisläufen angesichts einer wachsenden Bevölkerung. Auf die Jäger-und-Sammler-Wirtschaft folgte die landwirtschaftliche Lebensweise, schließlich die Industrie-Wirtschaft und heute die Dienstleistungs-Wirtschaft. Doch diese gerät durch Marktsättigung und Rationalisierungen zunehmend in die Krise. Und kein neuer Wirtschaftskreislauf ist als Rettung in Sicht. Wir stehen in der Sackgasse vor der Wand.

Wer heute seine Arbeit verliere, fände häufig bereits keine neue mehr. Das europäische Ausland zeige diese Tendenz bereits deutlicher als Deutschland. Es gibt keine neuen Arbeitsstellen, keine neuen Erfindungen. Vor allem in den USA hat längst die Abrißbirne dem Aufbau Platz gemacht.

DIe USA sind potentiell gefährlich

Angesichts der strukturellen Gesetzmäßigkeiten scheinen die Fortbildungsmaßnahmen der Arbeitsagentur meist ebenso sinnlos wie der Konjunkturbelebungs- bzw. Wachstumsoptimismus der hiesigen Politik. Existentielle Produkte müssen nicht mehr angeschafft werden. Wir sind längerfristig auf dem Weg in die 1:5-Gesellschaft, in der nur noch jeder fünfte Arbeitswillige eine Stelle finden wird, während der Rest von Sozialtransfers am Leben gehalten wird.

Im Gegensatz zu den staatlichen Investitionsprogrammen der 1930er Jahre kann heute der Staat aber nichts mehr gegen die Arbeitslosigkeit unternehmen. Gschwendtner: „Heute aber sind die Arbeitsplätze zu 70 – 80 Prozent im Dienstleistungssektor beheimatet. Wie um alles in der Welt will hier Vater Staat helfend eingreifen? Friseurgutscheine verteilen? Jeden Bürger 3x die Woche gratis zum Haareschneiden schicken? Jeden Geschäftsbrief von drei Sekretärinnen 3x tippen lassen? Die Gastronomie wiederbeleben mit Freibier und Zwangskomasaufen, damit die Taxifahrer und Krankenhäuser an diesem ‘Konjunkturaufschwung’ mit partizipieren können?“

Gschwendtner warnt übrigens in dem Zusammenhang übrigens ausdrücklich vor den potentiell gefährlichen USA. Diese hätten die letzten Weltkriege nicht als negative kollektive Erfahrungen, sondern wirtschaftliche Boom-Zeiten erlebt. Die Gefahr sei deshalb hoch, daß die USA aus der eigenen Krise heraus zum Mittel des Krieges greifen könnten, um sich selbst wirtschaftlich etwas zu erholen. Auf diese Weise könnten sie zudem versuchen, durch Zerstörungen neuen Bedarf für amerikanische Konsumgüter in den betroffenen ausländischen Absatzmärkten zu schaffen.

Düstere Zukunft ohne Lösung des Problems

Die utopische Linke dürfte sich angesichts der beschriebenen Entwicklung nun vor dem lange prognostizierten Schlaraffenland wähnen. Maschinen würden demnach fortan unsere Arbeit verrichten, der Mensch nur noch dem Müßiggang nachgehen und vielleicht ein bißchen malen oder musizieren. Eine unrealistische Zukunftsutopie, die von der Genügsamkeit des Menschen und dem steten Funktionieren des technischen Systems ausgeht.

Karl J. J. Gschwendtner sieht dagegen eine düstere Zukunft ohne Lösung des strukturellen Problems auf uns zukommen. Doch das Problembewußtsein sei noch gering. Wir wüßten nämlich gar nicht mehr, was Hunger bedeutet und was lebensnotwendig ist. Luft und Wasser stünden uns ja noch unbegrenzt zur Verfügung, Kleidung zum Wärmen besäßen wir, Nahrung aber werde das Problem. Ob Jäger oder Bauer, die Beschaffung von Nahrung bedeutete stets viel Arbeit. Diesen Bezug aber hätten wir in Zeiten der Supermärkte und Mikrowellen verloren. Nur dank funktionierender moderner Technik sind heute die 1-3 Prozent in der Landwirtschaft Beschäftigten überhaupt in der Lage, 100 Prozent der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Bei einem Wegfall dieser Technik würden Land-, Vieh- und Fischwirte allenfalls noch drei bis sechs Prozent der Menschen ernähren können. Das heißt im Umkehrschluß: 94 Prozent sind vom Hungertod bedroht.

Sollte hierzulande beispielsweise nur eine Woche der Strom ausfallen, gäbe es bereits keine Milch, keine Butter, keinen Käse mehr. Das liegt daran, daß heutige Kühe an das maschinelle Melken gewöhnt sind, zudem zum Handmelken gar nicht mehr das Personal zur Verfügung steht. Würden die Melkmaschinen zwei Tage ausfallen, müßten die Euter aufgeschnitten und die Tiere notgeschlachtet werden. Fast der gesamte Milchviehbestand wäre in einer Woche tot. Es würde Jahre dauern, um aus Restbeständen alter Rassen einen neuen Viehbestand aufzubauen.

Hunger und Mord – nur Wochen von unserer Sicherheit entfernt

Auch große Teile unseres Getreides werden aus dem Ausland importiert, von Agrarkonzernen, die nur bei ausreichender Bezahlung liefern werden. Sollte also nach einem Wirtschaftskollaps ein größerer Bevölkerungsteil arbeitslos werden, der Staat als Folge faktisch zahlungsunfähig, wer würde dann die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln garantieren können?

Jeder Großstädter ist von Dritten für seine Nahrungsmittelzufuhr abhängig. Hat er durch Verlust des Arbeitsplatzes und Hyperinflation kein Geld mehr, um Nahrung zu kaufen, und kann auch der Stadt nicht mehr helfen, dann ist das Ergebnis klar: Hunger und Totschlag können nur wenige Wochen von unserer vermeintlichen Sicherheit entfernt liegen. Karl J. J. Gschwendtner geht davon aus, daß allein ein Lebensmittelvorrat von zwei, drei Jahren über einen wohl mittelfristig unvermeidbaren Wirtschaftskollaps helfen kann. So lange bräuchte die Landwirtschaft, um sich wieder auf die Produktionsweise der 50er Jahre umstellen zu können, um die größte Not zu lindern. Wer hat aber solche Lagerkapazitäten?

Fürwahr bedrückende Perspektiven.

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