Der Wehrbeauftragte der Bundeswehr, Hellmut Königshaus, wollte auch mal wieder ein deutliches Wort sprechen: „Ich will, daß junge Mütter mit kleinen Kindern nicht mehr in den Einsatz geschickt werden. Unter drei Jahren überhaupt nicht.“
Die Einsatzsperre für Soldatinnen mit Kleinkind solle doch bitteschön gesetzlich geregelt werden: „Notfalls auch gegen den Willen der Soldatinnen.“ Gemäß Soldatengesetz, so Königshaus, sei die Bundeswehr ja zur Fürsorge verpflichtet.
Königshaus herrenmäßig gönnerhafter und wenig durchdachter Vorstoß wird wohl nur ein solcher bleiben, der frühe Widerspruch von Politiker-Kollegen aus SPD, CDU und den Grünen zeigt an, daß der Wehrbeauftragte sich hier nicht durchsetzen kann. Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat mit Recht darauf hingewiesen, daß der Disziplinarvorgesetzte besser entscheiden könne, ob die familiären Verhältnisse einen Einsatz zulassen oder nicht.
Es wird nur an der Oberfläche gekratzt
Trotzdem macht der Vorschlag eines überdeutlich: Die strukturellen Probleme, die sich durch die Öffnung aller Truppengattungen für den Dienst von Soldatinnen ergeben haben, sind immer noch drängend. Doch anstatt sie offen zu diskutieren, wird mit solchen Versuchen an der Oberfläche herumgedoktert.
Die Widersprüche solcher und ähnlicher Vorschläge im Zusammenhang mit dem Militärdienst von Frauen sind immer ähnlich: So soll die Öffnung der Truppe für Frauen Gleichberechtigung herstellen, ein Einsatzsperre kommt jedoch nur für Mütter, nicht für Väter in Betracht. Oder: Frauen und Männer können in jeder Truppengattung eingesetzt werden, bei den Sportleistungen werden jedoch unterschiedliche Leistungen abgefragt.
Andererseits: Offizieranwärterinnen sollen die besseren Studentinnen sein, bei den Prüfungen werden jedoch dieselben Leistungen eingefordert. Und ein Klassiker: Männer und Frauen sollen im Einsatz miteinander kämpfen und bluten, gemeinsame Unterkunft oder gemeinsames Duschen sind jedoch nicht drin. Das alles paßt vorne und hinten nicht.
Gefährliche Gleichberechtigungsideologie
Einerseits gibt die Bundeswehr den Frauen alle Möglichkeiten, anderseits fragt sie nicht die gleichen Pflichten ab. Dieses strukturelle Problem ergibt sich aus einer gefährlichen Mischung aus Gleichberechtigungsideologie und gönnerhaftem Altherrengehabe, wie dem oben Erwähnten von Königshaus.
Daß damit auch die starken Soldatinnen automatisch und permanent dem Vorwurf ausgesetzt sind, sie hätten weniger Leistung gebracht, wird geflissentlich ignoriert. Ebenso wird mit dem Wegreden der körperlichen Unterschiede ignoriert, daß die Bundeswehr gerade den Frauen ein Bärendienst erweist. Nämlich dann, wenn die männlichen Kameraden selbstverständlich die gleichwertige körperliche Leistung einfordern.
Eine Lösung wäre, den vollen Schritt zurück zu machen, nämlich die Öffnung aller Truppengattungen für Frauen zu widerrufen. Denkbar wäre allerdings auch eine andere Alternative, die wohl eher politisch durchsetzbar ist. Die Bundeswehr könnte für bestimmte Stellen bestimmte Fähigkeitsprofile erstellen, schließlich muß die Stabsdienstsoldatin andere Dinge leisten, als der Infanterie-Zugführer.