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Der Ego-Shooter im Königshaus

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Der Ego-Shooter im Königshaus

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Es ist schon wieder passiert! Ein Journalist hat den Rubikon überschritten und unterliegt nun dem gerechten Zorn eines Volksvertreters. Der Journalist heißt Klaus Pokatzky und hat in einem einseitigen, polemischen Kommentar für Deutschlandradio Kultur den Wehrbeauftragten des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP), heftig attackiert.

Die Quintessenz: Durch gewisse Äußerungen werde deutlich, daß dieser kein Wehr- sondern ein „Ego-Beauftragter“ sei. Daraufhin geriet Königshaus dermaßen in Wut, daß er einen ausführlichen Brief an den Autor aufsetzte. Dort wirft er Pokatzky recht vage eine strafbare Verleumdung vor, doziert ihm die Regeln des Pressekodex und weist weit von sich, ein „Ego-Beauftragter“ zu sein.

Dieses Schreiben schickte er in Kopie an den Intendanten des Deutschlandradios, den Vorsitzenden des Hörfunkrates und den Chefredakteur des Deutschlandradios Kultur. Das eigentlich Pikante an Königshaus’ Wut-Brief war jedoch sein Fazit: „Ich erwarte, daß der Kommentar in der Audio- wie in der Textvariante schnellstmöglich aus dem Internetangebot des Deutschlandradios entfernt wird.“

Auf den Spuren eines ehemaligen Bundespräsidenten

Wir erinnern uns an einen Bundespräsidenten, der im vergangenen Jahr etwas Ähnliches über den Anrufbeantworter eines einflußreichen Journalisten versucht hatte. Spätestens seitdem sollten PR-Berater oder wohl gesonnene Mitarbeiter ihren Chef von solchen Aktionen abbringen. Im Fall Königshaus haben sie das nicht getan, und zunächst schien der Erfolg ihm Recht zu geben. Denn der Kommentar wurde tatsächlich aus dem Internetangebot von Deutschlandradio Kultur entfernt.

Natürlich fanden sich ein paar Journalisten, die diesen Zugriff des Wehrbeauftragten auf einen ihrer Kollegen skandalisiert haben. Vor allem die verteidigungs- und sicherheitspolitischen Blogs augengeradaus.net und bendler-blog.de: Dort wurden sowohl Königshaus’ Schreiben als auch eine Spiegelung Pokatzkys Kommentars veröffentlicht. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten, Deutschlandradio Kultur stellte den Kommentar wieder online.

Die Begründung war putzig: Zwar sei der Kommentar presserechtlich nicht zu beanstanden, aber doch so schlecht, daß man ihn wegen der fehlenden Qualität (und nicht wegen Königshaus’ Schreibens) wieder entfernt hat. Aber dann sei man doch zu dem Schluß gekommen (natürlich völlig unabhängig von der Skandalisierung), ein Kommentar, der schon mal gesendet wurde, darf nicht wieder zurückgezogen werden.

Peinliche Wankelmütigkeit

Abgesehen von der peinlichen Wankelmütigkeit des Deutschlandradios läßt diese Posse doch tief blicken: Hellmut Königshaus reagiert auf den Vorwurf, er nehme sich selbst zu wichtig, mit einem sehr langen, sehr ausgefeilten und sehr aufgebrachten Schreiben, in dem er auch noch fordert, die Kritik an seiner Person habe aus dem Netz zu verschwinden. Ist das nicht irgendwie witzig?

Jedenfalls ist es blamabel. Und diese Kombination aus Sommerloch, Angriff auf die Pressefreiheit und Bundeswehr böte allerhand Potential zur weiteren Skandalisierung. Sie würde Königshaus’ Bild bei den Soldaten, die ihren Wehrbeauftragten eigentlich ja traditionell lieb haben, nachhaltig schaden. Doch vor allem sein Bild in der Öffentlichkeit wäre gefährdet, so sehr sogar, daß politische Konsequenzen denkbar wären.

Doch Königshaus hat Glück, wahrscheinlich waren es Nadja Drygalla und ihr Rostocker Freund, die ihn gerettet haben. Gegen eine Kombination aus Olympia, Nazis und Liebe können selbst Onkel Hellmut und sein Wut-Brief nicht anstinken. Vielleicht sollte er zur Abwechslung mal ein Dankesschreiben aufsetzen. An die NPD in Mecklenburg-Vorpommern.

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