Die WDR-Sendung Monitor behandelte am Montag die Bürgerbewegung Pro NRW. Feierlich stellte die Moderatorin Sonia Mikich fest, daß es „nicht mehr einfach“ sei, „Rechtskonservative, Rechte, Rechtspopulisten auseinander zu halten“. Das glaubt man ihr sofort. Doch die Dramatik ihrer Aufzählung offenbart eine gefühlte Rangordnung: Demnach wären „Rechtskonservative“ zwar erträglich, „Rechtspopulisten“ jedoch böse. Aber weil man sie nicht unterscheiden kann, sind alle miteinander ganz schlimme Finger.
Das wurde im Bericht über die Moschee-Gegner aus Nordrhein-Westfalen dann auch eindrucksvoll belegt. Schon die erste Szene zeigte einen Pro-NRW-Wahlkämpfer im Gespräch mit einer älteren Dame. Er bittet sie um eine Unterschrift gegen den Bau einer Moschee. Die Dame möchte sehr gern unterschreiben.
Dann kommt ein Schnitt, und es wird eine andere ältere Dame gezeigt. Sie bekennt, daß sie die Schrift eines Formulars nicht lesen könne, weil sie eine Brille benötige. Es wird also suggeriert, daß der fiese Wahlkämpfer eine halbblinde ältere Dame mit seiner Unterschriften-Liste über’s Ohr gehauen hat. Wer diese Szene nicht, etwa im Internet, zweimal sehen kann, wird tatsächlich gefoppt – und zwar von der ARD. In der schriftlichen Version wird der Schnitt übrigens nicht dokumentiert.
Heldenhaft „im Trüben“ gefischt
Dann lieferte Monitor ein Interview mit Judith Wolter, der Schatzmeisterin der Partei. Sie gab an, daß die Bürgerbewegung keine „rechtsextremistischen“ Inhalte vertrete, woraufhin der Reporter geistreich nachhakte: „Aber rechtsextreme!“ Ob es wohl Politikwissenschaftler gibt, die jetzt auch noch zwischen diesen Nuancen unterscheiden?
Einerseits ist es verständlich, daß einem Journalisten diese dämliche Frage herausrutscht. Schließlich hat er den Auftrag, Frau Wolter und ihre Partei-Kollegen zu überführen. Andererseits: Kommt sich die Monitor-Redaktion nicht blöd vor, wenn sie dieses Eigentor-Material auch noch sendet?
Natürlich geht es noch weiter. Denn die tapferen Reporter fischten heldenhaft „im Trüben“, wie sie sagen, indem sie eine weitere Rechts-Kategorie einführen: „ultrarechts“. So habe nämlich eine tschechische Politikerin bei Pro NRW eine Rede gehalten. Das Schlimme daran: Ihre Partei habe während des Wahlkampfs in der Tschechischen Republik „im Nazi-Jargon gehetzt“. Wie bitte – Nazi-Jargon auf Tschechisch?
Nicht bemüht distanziert
Gerade nach den ersten beiden Szenen fragt man sich, wie seriös die Übersetzung wohl sein kann. Danach präsentiert das Monitor-Team noch weitere vermeintliche Leichen im Keller, um dann quasi als Höhepunkt auf den Inbegriff alles Bösen zu kommen:
Die ARD-Schnüffler haben herausgefunden, daß der ehemalige NPD-Funktionär Andreas Molau eine Rede für den neuen Pro-NRW-Finanzier Patrik Brinkmann geschrieben hat. Das „Beste“ kommt eben zum Schluß. Angenehm war, daß Judith Wolter sich nicht bemüht distanzierte: „Ob der Herr Molau daran mitgewirkt hat oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Wenn es so war, dann hat es jedenfalls der Rede nicht geschadet.“
So ist es. Vielleicht hat der Herr Molau ja dieses Mal seinen parteipolitischen Hafen gefunden. Und vielleicht unterläßt das öffentlich-rechtliche Fernsehen irgendwann mal eine derartig dummdreiste Berichterstattung.