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Özdemir, die Antisemiten und der Holocaust

Özdemir, die Antisemiten und der Holocaust

Özdemir, die Antisemiten und der Holocaust

 

Özdemir, die Antisemiten und der Holocaust

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Ach, du liebe Zeit. Muslimische Einwanderer in Deutschland wissen kaum was vom Holocaust und neigen unangenehm zum Antisemitismus, teilt uns die gute alte Tante aus Hamburg in ihrer heutigen Ausgabe erschrocken mit. 

Sogar den Grünen-Vorsitzenden und Gastarbeiter-Sprößling Cem Özdemir hat die Zeit dazu interviewt. Der ist einigermaßen erschüttert, daß 68 Prozent der hier lebenden Türken wenig oder fast nichts über die nationalsozialistischen Judenmorde wissen – obwohl das Thema doch in den Schulen ausführlich behandelt wird. Drei Viertel von ihnen wollen gar nie eine KZ-Gedenkstätte, ein jüdisches Museum oder das Holocaust-Mahnmal von innen gesehen haben. 

Da sieht man mal, wie gut die künftige Bevölkerungsmehrheit im Unterricht aufpaßt und mitmacht. Dennoch baut Özdemir unverdrossen darauf, daß die Schule als Ort der „Demokratievermittlung“ es schon richten werde. Der alte linke Irrglaube an die Allmacht der Volkspädagogik eben. 

Palästinenserfrage mobilisiert Jungtürken

Ob’s hilft? Andere Einflüsse scheinen das Jungvolk mit islamischem Migrationshintergrund stärker zu beeindrucken: „Wer sich offen zu seinem Judentum bekennt, muß sich in einigen Stadtteilen Berlins nicht nur vor Rechtsradikalen in Schutz nehmen, sondern leider auch vor Menschen mit Migrationshintergrund.“ Der Nahostkonflikt steckt dahinter, meint der Grünen-Chef; offenbar mobilisiert die Palästinenserfrage die Jungtürken weit heftiger als Betroffenheitsrituale im Klassenzimmer. 

Die Deutschen sollten sich lieber mit der Politik Israels gegenüber den Palästinensern als mit der Judenverfolgung von damals beschäftigen, meinen denn auch 53 Prozent der hier lebenden Türken mit und ohne deutschen Paß in einer – allerdings auf schmaler Basis durchgeführten – Emnid-Umfrage im Auftrag der Zeit. 

Die intensive Beschäftigung der Deutschen mit der Judenverfolgung ist für 43 Prozent von ihnen „eher ein Zeichen von Schwäche und von außen aufgezwungen“, nur 27 Prozent sehen darin „eher ein Zeichen von Stärke und Einsicht“, der Rest kann mit der Frage nichts anfangen. Und den Umgang der Deutschen mit ihrer Geschichte, besonders der im Zweiten Weltkrieg, halten 60 Prozent der hier lebenden Türken für „eher abschreckend“ für andere Nationen, nur ein Viertel findet die deutsche Art der Vergangenheitsbewältigung „eher vorbildlich“. 

Wer will schon zu einem „Tätervolk“ gehören?

Das wird ein hartes Brot, die „Deutschtürken“ von dem Wunsch Özdemirs zu überzeugen, daß die „Verantwortung der Migranten“ gegenüber dem Holocaust ebenso stark sein soll wie die der Deutschen. Immerhin stimmt eine vernagelte Minderheit von soliden 15 Prozent gar der These des Leiters des Essener Zentrums für Türkeistudien Faruk Sen zu, die Türken stünden in Deutschland heute ebenso unter Druck wie damals die Juden.

Und in ihrem Mutterland kommt man heute noch ins Gefängnis, wenn man behauptet, die eigene Nation sei für einen inzwischen 95 Jahre zurückliegenden Völkermord verantwortlich. Die Umfrager haben die Armenier-Frage sicherheitshalber gleich ganz ausgeklammert. 

Viele Fragen stellt die Zeit an Cem Özdemir und an die Ergebnisse der von ihr beauftragten Umfrage, nur die eine nicht: Ob das Selbstbild, das die Deutschen den Einwanderern von sich vermitteln, tatsächlich dazu geeignet ist, zur Identifikation mit Deutschland und den Deutschen einzuladen. Kaum verwunderlich, daß 69 Prozent der im Namen der Zeit befragten Türken sich „eher als Türke“ fühlen; selbst bei denen mit deutschem Paß sind es immer noch 47 Prozent. Verdenken kann man es ihnen im Grunde nicht. Wer will schon zu einem „Tätervolk“ gehören?

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