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Kennen Sie Treuenbrietzen?

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Kennen Sie Treuenbrietzen?

 

Kennen Sie Treuenbrietzen?

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Wahrscheinlich nicht. Dabei gehört diese brandenburgische Kleinstadt zu den größten Gemeinden in Deutschland; jedenfalls der Fläche nach: Mit gut 211 Quadratkilometern rangiert sie – vor Essen oder Stuttgart – auf Platz 75 der „Liste der flächengrößten Städte und Gemeinden Deutschlands“.

Diese Listet bietet auch sonst einige Überraschungen. Zwar sind Berlin und Hamburg erwartungsgemäß auf den Plätzen 1 und 2, sie werden aber dicht gefolgt von Möckern, einem 14.000-Einwohner-Städtchen in Sachsen-Anhalt sowie von vielen weiteren kleinen Orten auf Riesenflächen, die auffallend oft in den „neuen Ländern“ liegen.

„Im Osten“ gibt es also Platz ohne Ende, und wer auf’s Land ziehen will, findet allerlei Möglichkeiten, wenn er beruflich flexibel ist beziehungsweise sich seine Arbeit mitnehmen kann. Vor einem Monat erst habe ich mich in einem Leitartikel dieser Zeitung über die „neue Landlust“ geäußert, die mittelfristig vielleicht einen Gegentrend zur Abwanderung jüngerer, arbeitssuchender Menschen aus den östlichen Bundesländern bewirken könnte; und einige Individualisten – etwa Verleger wie Götz Kubitschek und Stefan Ulbrich – marschieren schon lange voran und „pöplieren“ den Osten (wie der Alte Fritz sagen würde).

Beachtlicher Zuschuß

Nun lasse ich meinen Worten also Taten folgen, beende mein Berliner Intermezzo und sorge dafür, daß die Liste der „Söhne und Töchter Treuenbrietzens“, auf der Henri Maske zusammen mit dem Schuster steht, der in der Moritat „Sabinchen war ein Frauenzimmer“ seiner Geliebten die Kehle durchschneidet, noch um einen, bislang allerdings nur mäßig prominenten, Adoptivsohn erweitert werden kann.

Die Chancen, daß sich Treuenbrietzen dieses Zuwachses mittelfristig wird rühmen dürfen, stehen tatsächlich nicht schlecht, denn ich bin künftig für mindestens zehn Jahre gleichsam „inhaftiert“; so lange muß ich dort nämlich aufgrund meines Vertrags mit der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) wohnen, wofür ich allerdings einen beachtlichen Zuschuß für die Sanierung meines kleinen alten Fachwerkhauses bekomme.

Denn Treuenbrietzen gehört – um noch eine Liste anzuführen – zu den 31 Gemeinden der „Arbeitsgemeinschaft der Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg und kann daher über die ILB die Sanierung selbstgenutzten Wohnraumes in den Innenstädten fördern lassen.

Wohnen im Grünen

Immerhin zwölftausend Euro gibt es bereits für den Zuzug; gewissermaßen als Pionierzulage für die „Pöplierung“ der Weiten des Ostens, damit diese nicht eines Tages nur noch – wenn man Mediendarstellungen Glauben schenken mag – von Wildschweinen, Rentnern, Harz-4-Empfängern, Neonazis und Wölfen bevölkert werden. Weitere zwölftausend Euro zahlt das Land als Zuschuß für die Sanierung, und je nach persönlicher Situation sind weitere Zuwendungen von jeweils fünftausend Euro – bei geringem Einkommen, Behinderung, für ein  Kind oder in diversen anderen Fällen möglich.

So läßt sich leicht das Doppelte oder Dreifache des Kaufpreises einstreichen. Und in Brandenburg gibt es schließlich brauchbare, sanierungsfähige Immobilien in Preisklassen, die in Westdeutschland völlig unbekannt sind, also schon für zehntausend Euro und darunter. Freilich handelt es sich bei den Mitteln der ILB, wie gesagt, nur um Zuschüsse, und ein gewisser Prozentsatz der Aufwendungen ist vom künftigen Eigentümer beziehungsweise Bauherrn selbst zu tragen.

Aber immerhin: Man hat Platz, wohnt im Grünen, leistet einen kleinen Beitrag zur Verschönerung einer alten Stadt sowie zur Verbesserung der Bevölkerungsstruktur (sofern man mit seinem Laptop überall arbeiten kann), und steht doch, wenn man möchte, in einer guten Stunde auf dem Berliner Ku‘damm. Denn bei aller „Landlust“ möchte man einige Angebote der Großstadt doch nicht ganz missen.

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