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Israels Staatsfeind Nr. 1 erneut in Haft

Israels Staatsfeind Nr. 1 erneut in Haft

Israels Staatsfeind Nr. 1 erneut in Haft

 

Israels Staatsfeind Nr. 1 erneut in Haft

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Ende letzten Jahres ging kurz die Meldung durch die Medien, daß der israelische Ex-Nukleartechniker und heutige Atomwaffengegner Mordechai Vanunu in Israel erneut in Haft genommen wurde. Insbesondere Vanunu ist es zu verdanken, daß die Geheimniskrämerei um Israels Nuklearwaffen gelüftet werden konnte.

Noch bevor Vanunus Informationen über dieses Programm im Oktober 1986 in der britischen Sunday Times aber öffentlich gemacht worden waren, hatte der israelische Geheimdienst Mossad mithilfe einer weiblichen Agentin mit dem Decknamen „Cindy Hanin Bentow“, die ihn von England nach Italien lockte, Vanunu gekidnappt und nach Israel verschleppt – selbstredend ohne Einwilligung des Gastlandes Italien.

Über Wochen wurde nichts über den Verbleib von Vanunu bekannt, bis es ihm gelang, eine Botschaft nach außen zu übermitteln. Erst dann sah sich der Staat Israel gezwungen zuzugeben, Vanunu entführt zu haben. Das Strafmaß für Vanunu fiel drastisch aus: 18 Jahre Haft, davon 11 Jahre Isolationshaft. Im April 2004 kam er unter massiven Auflagen frei; Kontakte zu Ausländern ohne vorherige Genehmigung wurden ihm strikt untersagt. Dennoch gab er seitdem eine Reihe von Interviews, was immer wieder zu Neuinhaftierungen führte. Aktuell soll sich Vanunu aufgrund einer Beziehung zu einer Norwegerin in Haft befinden. Eine offizielle Anklage wird demnächst folgen.

Vanunus gravierender Fehler

Vanunu, heute so etwas wie Israels Staatsfeind Nr. 1, arbeitete in der Zeit von 1976–1985 am israelischen Dimona Nuclear Research Center. 1985 beendete er dort seine Arbeit und verließ Israel zunächst in Richtung Nepal, Burma und Thailand. Sein nächster Aufenthaltsort war Australien, wo er Gelegenheitsarbeiten übernahm. In Sydney traf er einen Journalisten der Londoner Sunday Times, dem er trotz seiner Verschwiegenheitspflicht Details des iraelischen Atomprogramms samt illegal gemachter Fotos zugänglich machte. Vanunu verließ mit diesem Journalisten Australien dann in Richtung London.

Die Sunday Times gab sich aber aufgrund negativer Erfahrungen im Zusammenhang mit den angeblichen „Hitler-Tagebüchern“ zurückhaltend und wollte Vanunus Informationen zunächst gründlich prüfen. Diese Verzögerung hat ihn wohl so frustriert, daß er einen gravierenden Fehler beging; er bot seine „story“ einem Konkurrenzblatt an, und zwar ausgerechnet dem Sunday Mirror (Sonntagsausgabe des Daily Mirror), dessen Inhaber zu diesem Zeitpunkt der 1991 verstorbene, Israel nahestehende Verleger Robert Maxwell (eigentlich Ján Ludvík Hoch) war.

Warum gravierend, das hat der (wie kann es in diesem Milieu auch anders sein: natürlich „umstrittene“) Ex-Mossad-Offizier Ari Ben-Menashe in seinem Buch „Profits of War. Inside the secret U.S.-Israeli Arms Network“ wie folgt skizziert: Er behauptet, Maxwell und der damalige Auslandsredakteur des Daily Mirror, Nick Davies, hätten für den Mossad gearbeitet und diesen umgehend die entscheidenden Informationen über Vanunu zugespielt. Überdies beschreibt Ben-Menashe detailliert, wie der Daily Mirror (letztlich vergeblich) versuchte, die Glaubwürdigkeit von Vanunu zu erschüttern beziehungsweise die genauen Umstände seiner Entführung aus Italien zu verschleiern.

„Zugriff auf sehr, sehr sensibles Material“

Ungeachtet seiner Entführung ließ sich die Offenlegung des israelischen Atomprogramms aber nicht mehr stoppen, weil die Sunday Times die „story“ nach Prüfung und nach der Entführung Vanunus – und ohne Honorar zahlen zu müssen – dann doch veröffentlichte. Der renommierte New York Times-Journalist Seymour Hersh nutzte in der Folge Ben-Menashes Insider-Wissen für sein Buch „The Samson Option: Israel, America and the bomb“, das auch die Behauptungen Ben-Menashes über Maxwell und Vanunu aufnimmt.

Dieses Buch wurde in den englischen Medien solange ignoriert, bis sich die beiden Parlamentsmitglieder George Galloway und Rupert Allason des Falles Vanunu annahmen. Erst danach – zu groß war vorher die Furcht vor der Prozeßsüchtigkeit Maxwells – wagten es englische Zeitungen, über die Vorgänge um Vanunu zu berichten.

Bezeichnenderweise veröffentlichte die Jerusalem Post unter Berufung auf eine „offizielle Quelle“ am 27. März 1990, daß Ari Ben-Menashe niemals für die israelische Regierung tätig geworden sei. Dokumente belegen freilich anderes. Und nicht zuletzt bleibt die Feststellung des hochrangigen israelischen Geheimdienstmitarbeiters Moshe Hebroni: „Ben-Menashe arbeitete direkt unter mir … Er hatte Zugriff auf sehr, sehr sensibles Material.“

Bemerkenswert mit Blick auf Vanunu bleibt dessen Unbeugsamkeit, die Duncan Campbell im britischen Guardian Anfang dieses Jahres als wahren Grund für die „Unversöhnlichkeit“ und die „Schikanen“ gegenüber einem Mann ausmachte, der „unverschämt genug war, ungebrochen aus der Haft zu kommen“. Bemerkenswert ist weiterhin, daß Israel trotz dieser Vorgänge weiterhin Mummenschanz um sein umfängliches Atomwaffenpotential treiben kann und dies von Europa und den Vereinigten Staaten ohne nennenswerten Widerspruch hingenommen wird.

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