Seit ich in Deutschland lebe, ist das Ansehen meiner Heimat Finnland hierzulande enorm gestiegen. War es vor zwölf Jahren noch als kleines, relativ unbedeutendes Land irgendwo in Skandinavien bekannt, so gilt Finnland heute als das Musterland schlechthin: Finnland ist nicht nur das Super-Pisa-Land mit einem super Bildungssystem, sondern es gilt zudem als ein „sozial gerechtes“ und „beneidenswert gleichberechtigtes“ Land. Egal was die Finnen machen, sie scheinen – zumindest aus Sicht der Deutschen – es richtig zu machen.
Vergangene Woche stieß ich wieder einmal auf zwei positive Meldungen: „Finnland ist das beste Land der Welt“, hieß es in der ersten. Das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek hat eine Rangliste der „besten Länder der Welt“ zusammengestellt. Verglichen wurden einhundert Länder nach ihrem Bildungsniveau, der Gesundheit und der Lebensqualität sowie nach ihrer ökonomischen Dynamik und politischen Kultur.
Alles schön und gut, nur ich kann es nicht mehr hören. Dabei bin ich selbst Finnin. Natürlich schmeicheln positive Nachrichten wie diese meinem patriotischen Ego, und es ist sehr verlockend, die Behauptungen einfach so dahingestellt zu lassen. Doch um fair zu sein, muß ich die Tatsachen in den richtigen Kontext stellen.
Ein homogenes Fünf-Millionen-Völkchen
Es ist nämlich nicht gerade schwer, ein vorbildliches Land zu sein, wenn man ein kleines, patriotisches und vor allem homogenes Fünf-Millionen-Völkchen ist.
Dabei muß man nur eine einzige Variable verändern – nämlich die Einwanderungsquote etwas steigern –, und schon sieht alles anders aus: Denn durch den steigenden Ausländeranteil ändert sich bekanntermaßen nicht nur die Integrationsfähigkeit, sondern auch das gesamte Bildungsniveau, das Sozialsystem und die allgemeine „Lebensqualität“.
So mag es stimmen, daß in Finnland heile Welt herrscht – doch vergleichen kann man es mit Einwanderungsländern wie Deutschland (was die Bundesrepublik faktisch ist) nicht. Das heißt: noch nicht. Denn auch das nordische Musterland wird langsam mit den typischen Problemen konfrontiert: Der Ausländeranteil wächst rasant, es gibt erste Problemviertel, die ersten Wehen einer multikulturellen Gesellschaft werden spürbar.
Ein mächtiges Instrument einer Minderheitenlobby
Und spürbar schmerzhaft war es, als ich diese Woche die zweite Meldung über mein Heimatland laß: In Finnland soll im Frühjahr 2011 das weltweit erste „Einwandererparlament“ gegründet werden – um diesen „armen, unterdrückten Menschen eine Stimme“ zu geben.
Im Zusammenhang mit den echten finnischen Parlamentswahlen im April sollen durch eine eigene Wahl fünfzig ausländische „Abgeordnete“ für das Migrantenparlament gewählt werden, um die Belange der Einwanderer in der finnischen Gesellschaft durchzusetzen. Wahlberechtigt sollen ausschließlich Zuwanderer sein, aber vor allem jene, die keine finnische Staatsbürgerschaft haben.
Obwohl das „Migrantenparlament“ keine offizielle Gewaltenstellung im finnischen Staatsystem haben soll, wird es mit einiger Gewißheit ein mächtiges Instrument einer Minderheitenlobby. Und genau das macht es so gefährlich: Es gibt einer nicht demokratisch (denn Minderheiten sind nun mal keine Mehrheiten) gewählten Gruppe unverhältnismäßig viel Macht – noch vor dem eigenen Volk.
Ich sehe schon, wie darüber hierzulande im Frühjahr berichtet werden wird: Finnland sei wieder so was von vorbildlich! Und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Deutschland nachzieht. Allerdings gibt es hierzulande ja schon längst solche Einrichtungen. Man denke nur an die Integrationsräte in Nordrhein-Westfalen oder den heiligen Zentralrat.