Wer mit unbefangenem Auge einen Blick auf das Volk der Deutschen wirft, wird nicht umhin kommen, hier ein zutiefst krankes Volk zu erkennen. Auch wenn man sich vor platten Analogien hüten sollte, so kann man doch deutlich psychische Anomalien, die bei einem Menschen auftreten können, hier ins Kollektive gesteigert sehen. Diese verzerrte Selbstwahrnehmung; dieses Unstete, nicht in sich ruhen Könnende; diese Neigung zu Depression und Nihilismus – alles dies kann man auch beim einzelnen Menschen beobachten.
Man lese nur die klinische Beschreibung dieser Krankheit: Identitätsstörungen, verzerrte Wahrnehmung der Umwelt, Neigung zur bipolaren Störung, Paranoia, Dissoziation, Schizophrenie, Autoaggression, Suizidtendenz und so weiter. Kurzum: Die Deutschen haben ein ausgeprägtes Borderline-Syndrom. Doch was ist die Ursache dieser psychischen Erkrankung? Dazu muß man sich vergegenwärtigen, was eigentlich das Wesen der Deutschheit ausmacht, wie es sich in ihrer bisherigen Hohezeit ungefähr zwischen den Jahren 1750 bis 1830 entfaltet hat.
Bei aller subjektiven Verschiedenheit der damaligen Dichter und Denker war ihnen doch eine gemeinsame Stimmung eigen. Es war das tief empfundene Gefühl, daß die uns äußerlich umgebende Welt nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit ausmacht. Über ihr stehend und sie durchdringend erlebten diese Deutschen noch eine weitere, eine geistige Welt. Der Mensch als sinnliches Wesen gehört zwar der diesseitigen Welt an. Als geistiges Wesen, das in Freiheit denken, das moralisch handeln kann, ist er jedoch Teil jener Welt.
Das Denken vom Sinnlichen ins Übersinnliche tragen
Durchaus ohne Arroganz kann man sagen: Ebenso, wie die Griechen der menschlichen Vernunft den Weg in die Sinnlichkeit bahnten, so drängte es die Deutschen dazu, die Vernunft in das Übersinnliche zu führen. Man betrachte nur, wie ein Friedrich Schelling das Denken gebraucht, und man wird nichts Falsches sagen, wenn man es mit der Stimmung des Priesters im Kultus vergleicht, der sein Innerstes demutsvoll Gott zuwendet. Mit Härte ist die Zeit gegen diese Stimmung vorgegangen. Heute gibt sich der Mensch der Illusion hin, nur vom Brot allein zu leben.
Dadurch aber sind die Deutschen ein sich selbst entfremdetes Volk geworden. Ihr heutiges Denken bleibt ganz in den Abstraktionen äußerer Sinnlichkeit stecken. Tief in ihrem Unterbewußten geblieben ist jedoch das Wissen von der anderen Welt, die man ins Diesseits tragen muß, will man sich nicht als Mensch verlieren. Dieses unbewußte Wissen zeigt sich im Gefühlsleben als Unbehagen, daß die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte. Ein diffuser „Weltschmerz“, der sich als seltsam nervöse Unzufriedenheit durch alle Gesellschaftsschichten fortpflanzt.
Zwangsläufig auftretender Wahnsinn
Ist in diesem labilen Zustand der Widerspruch zwischen gefühlter und erlebter Welt zu groß, hat sich über Generationen hinweg der Druck angestaut, so schießen irgendwann Willenskräfte nach oben und sprengen die verkümmerte Vernunft hinweg. Man hat die Zeit des deutschen Nationalsozialismus mit Recht als einen rauschhaften Zustand des Wahnsinns beschrieben. Nur wenigen ist aber bewußt, daß dieser Wahnsinn unüberwunden zwangsläufig wiederkehren muß. Wir stehen heute am Beginn seiner Wiederkunft.
Unbewußt weiß man durchaus auch von dieser Gesetzmäßigkeit. Als Gefühl – nicht als Begriff – äußert sich dies in dem wachsenden Deutschhaß. Man haßt sich als Volk, man will sich am liebsten selbst ausrotten, diesem Wahnsinn ein Ende bereiten und in eine höhere, bessere Welt aufgehen. So fühlt man und begreift nicht, daß dieses Verhalten nicht Heilung, sondern selbst Ausdruck des kommenden Wahnsinns ist. Ein Wahnsinn, der sich wieder anschickt, die Vernunft mit der Wucht eines kollektiven Rausches aufzuheben.
Gesundung allein kann nur durch die Ausbildung eines klaren Denkens kommen, welches mit diesen übergeordneten Prozessen rechnet und sich nicht in kraftlosen Abstraktionen der Sinnlichkeit verliert. Wirklichkeitsgemäße Begriffe, durch die man sich als Deutscher mit sich selbst, mit der Welt, mit anderen Völkern in ein rechtes Verhältnis setzen kann. Alles andere wird dann aus diesen Begriffen folgen.