Gerade hat die JUNGE FREIHEIT aufgezeigt, daß die CDU zwar gern vom „christlichen Menschenbild“ redet, tatsächlich aber – Stichwort Gender Mainstreaming – eifrig an der politischen Abschaffung von Mann und Frau arbeitet, prompt läßt sich die Partei ein weiteres Mal auf frischer Tat dabei erwischen, wie sie diesen Vorwurf bestätigt: Ausgerechnet der angeblich konservative neue Stuttgarter Ministerpräsident Stefan Mappus beruft Regina Ammicht Quinn zur Staatsrätin für gesellschaftliche Werteentwicklung sowie interkulturellen und interreligiösen Dialog.
Ein anonymer Spötter brachte es dieser Tage auf den Punkt: „Der Job ist sinnlos, die Inhaberin parteilos – und jetzt auch noch gottlos.“ Schlimmer noch, die Schwäbin ist eine gefestigte Überzeugungstäterin in Sachen Feminismus und Gender-Mainstreaming-Ideologie. Die CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag grummelte zwar, weil die Theologin als einziges Kabinettsmitglied die Eidesformel „so wahr mir Gott helfe“ verweigerte, der Pressetroß dagegen überschlug sich gleichtönend vor Begeisterung für die nunmehr mit ehrenamtlichen Regierungsweihen versehene Katholikin des Mode-Bekenntnis „unbequem“.
Die CDU-Abgeordneten, die nach der Vereidigungs-Provokation plötzlich bedauerten, der Doppelnamenträgerin brav ihre Stimme gegeben zu haben, hätten mal einen Blick auf Biographie und in die Publikationen der Tübinger Ethik-Professorin werfen sollen.
Gender-Ideologie reinsten Wassers
Dort lehnt diese es zum Beispiel ab, von „Homosexualität“ zu sprechen. Allerdings nicht aus konservativem Vorbehalt, sondern weil es „mehr als nur zwei Geschlechter gibt“, die Einteilung in Mann und Frau, hetero- und homosexuell lediglich ein „westliches Konstrukt“ sei und man ergo von vielen „Homosexualitäten“ sprechen müsse. Und weil die „offizielle“ Kirche das nicht gut findet, erklärte Ammicht Quinn diese unverblümt zur „Unterdrückungsinstanz“, die man in dieser Hinsicht überwinden müsse.
Wie solch Gender-Ideologie reinsten Wassers zur „christlichen Menschenbild“-Rhetorik paßt, bleibt das Geheimnis von Stefan Mappus. Kein Wunder jedenfalls, daß die 53jährige außerplanmäßige Professorin zuvor zweimal bei der Berufung an einen theologischen Lehrstuhl am verweigerten bischöflichen „Nihil Obstat“ gescheitert ist.
Den Medien-Claqueuren gilt ebendies allerdings als Adelsprädikat, ganz nach dem Schema: „mutige Frau, die die kirchliche Sexualmoral kritisiert, gegen mächtigen Bischof“. Das dürfte wohl auch Mappus’ Beweggrund für die Wahl gewesen sein, denn konservative Stammwähler, die er eigentlich zurückgewinnen wollte, dürften Ammicht Quinns Thesen erst recht vergraulen.
Vermutlich spekuliert er darauf, daß solche „Details“ der bodenständigen Wählerschaft verborgen bleiben. Daß er die Technik des „rechts blinken, links abbiegen“ meisterhaft beherrscht, hat Mappus damit jedenfalls glänzend bewiesen.
JF 10/10