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ESN-Fraktion, Europa der souveränen Nationen

Armes, armes Deutschland

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Cato, Palmer, Exklusiv

Jedes Jahr am 3. Oktober bleibt mir nichts übrig, als den Kopf zu schütteln: So wenig Interesse, so wenig Pathos, so wenig Freude. Nicht eine einzige Deutschland-Fahne habe ich am vergangenen Sonntag gesehen (abgesehen von den öffentlichen Feierlichkeiten im Fernsehen). Nirgendwo. Und ich wohne in der Hauptstadt. 

Dabei hätte der zwanzigste Jahrestag der deutschen Einheit ganz besonders gefeiert werden können – wenn man es nur gewollt hätte. Doch das will offenbar keiner so richtig: Die Mehrheit weiß scheinbar schlicht weg nicht, was sie mit dem Nationalfeiertag anfangen sollen.

Dabei ist es doch gar nicht so schwer: Ausgelassen feiern, mit Freunden das Glas auf das Vaterland erheben, eine Kerze anzünden, den Mauertoten gedenken oder sogar am Gefallenendenkmal Blumen niederlegen (schließlich ist der 3. Oktober der Nationalfeiertag). Zumindest jedoch sollte man sich Gedanken darüber machen, wie unglaublich wunderbar Deutschland war und ist.

Nein, das alles macht die Mehrheit der Deutschen am 3. Oktober nicht. Niemand kommt auf die Idee, die zur Fußballweltmeisterschaft gekauften Deutschland-Flaggen aus dem Schrank zu holen. Nach dem Turnier ist „Flagge-zeigen“ schließlich wieder verpönt.

„Das Fahnenschwenken ist nicht jedermanns Sache“

Das machte am Sonntag auch der rbb-Moderator am Ende der Fernsehübertragung des Festaktes vor dem Reichstag deutlich, als er sinngemäß sagte, daß es doch eine schöne Veranstaltung gewesen sei, wenn auch das Fahnenschwenken nicht jedermanns Sache sei.

Offenbar war ihm das während der Nationalhymne auf den Reichstag projizierte Schwarz-Rot-Goldene Farbenspiel zu viel des Guten: Dazu muß unbedingt etwas Differenzierendes gesagt werden, dachte er wohl und war ganz erleichtert, als die Farben nach der Nationalhymne zum Blau der Europafahne wechselten, während Beethovens „Ode an die Freude“ erklang.

Aber wie sollte die Mehrheit der Deutschen auch wissen, worauf es bei einem solchen Nationalfeiertag wirklich ankommt, wenn ihr Bundespräsident bei der Festrede zum zwanzigsten Jahrestag der Deutschen Einheit (das muß immer wieder betont werden) über die Integration von Ausländern redet und behauptet, der Islam gehöre zu Deutschland? Als ob es nichts anderes zu sagen gäbe und Integration die Quintessenz Deutschlands sei.

Leidenschaftlich sind nur die, die diesen Tag hassen

Wirklich leidenschaftlich sind am Tag der deutschen Einheit nur diejenigen, die ihn hassen: Sei es die links-intellektuellen Meinungsmacher, die die Nation für eine überholte Institution halten oder die antideutschen Randalierer, die gerne auch Mal eine schwarz-rot-goldene Fahne verbrennen.

Und die andere Seite des politischen Spektrums – da wo das Vaterland eigentlich noch geliebt wird – feiert man wenigstens hier? Fehlanzeige! Viele Konservative und Rechte finden den 3. Oktober entweder albern oder als Nationalfeiertag unpassend.

Und deshalb meckern sie lieber vor sich hin: Ein anderer Tag müsse es sein, bevor sie mitfeierten und eine andere Fahne, bevor sie mitschwenkten und ein anderes Lied, bevor sie mitsängen – aber vor allem müßte es andere Machthaber geben und schließlich am besten auch ein anderes Volk. Ein besseres. Eines, das es wert wäre, gefeiert zu werden. Ohne die ganzen Gruppen und Personen, die einem nicht passen.

Nun, dazu bleibt nur zu sagen: Armes, armes Deutschland. 

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