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Das Schweigen der Geistesgrößen

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Das Schweigen der Geistesgrößen

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Botho Strauß war schon immer ein Schriftsteller, der das Licht der Öffentlichkeit scheute. Er meidet alles Laute und Aufsehenerregende, gibt keine Interviews und geht in keine Fernsehshow. Selbst in den Bildarchiven sind die Fotos von ihm rar. In einem kleinen Dorf in der Uckermark führt Strauß ein stilles Leben, kümmert sich um seine Familie, versucht seine Kinder christlich zu erziehen und hat viel Zeit zum Nachdenken.

Sein neuestes Werk „Vom Aufenthalt“ ist noch eine Spur introvertierter als die vorangegangenen Werke. Einige Rezensenten halten dieses Buch sogar für einen Monolog. Hat der meistgespielte Gegenwartsautor auf deutschen Bühnen es aufgegeben, überhaupt noch eine Botschaft zu vermitteln? Hält er die gegenwärtige Generation für geschwätzig und oberflächlich und daher für höhere Gedanken überhaupt nicht mehr empfänglich?

All dies mag streckenweise zutreffen. Doch sollte auch die religiöse Dimension bei Strauß nicht übersehen werden. Schon der Titel verweist auf die Tatsache, daß der Mensch auf Erden keine endgültige Bleibe hat, sondern hier nur kurz Station macht. Gerade am Ende des Kirchenjahres weisen uns die biblischen Texte im Gottesdienst deutlich auf diese Tatsache hin. Was von all dem, was wir tun, hat eigentlich Bestand für die Ewigkeit?

Gebetsleben wertvoller als das Publizieren

In seinem neuesten Werk übt Strauß auch Kritik an den kirchlichen Vertretern, die das Gottesbild verharmlosen und das bevorstehende göttliche Gericht aus der Verkündigung gestrichen haben. Die Religion „bringt nicht den einfältigen Friedensengel, den euch die Kirchenfunktionäre versprechen. (…) Eine protestantische Predigt, das ist in den meisten Fällen, als spräche ein Materialprüfer vom TÜV über den Heiligen Gral.“ Bevor die Botschaft solcherart verdreht und zerredet wird, solle man lieber im Schweigen sich dem Geheimnis Gottes nähern – empfiehlt Botho Strauß.

Auch ein anderer der ganz Großen schweigt. Gerd-Klaus Kaltenbrunner, der einstige konservative Vordenker, schreibt schon seit Jahren nicht mehr. Auch er lebt zurückgezogen und meidet die Medien. Noch stärker als bei Strauß hängt der Rückzug bei Kaltenbrunner mit seiner Hinwendung zum Glauben zusammen. Das Gebetsleben ist für ihn weitaus wertvoller als das Publizieren, für das man ebenso wird einmal vor Gott Rechenschaft ablegen müssen.

Wie ich vor einigen Tagen erfahren habe, versucht Kaltenbrunners Nachbarin ihn gerade davon zu überzeugen, noch ein letztes Mal zur Feder zu greifen. Er soll doch etwas schreiben über die (aus der Barockzeit stammende) „Andacht zu den sieben heiligen Zufluchten“, die er täglich betet. Diese heiligen Zufluchten sind die heiligste Dreifaltigkeit, das Kreuz, die heilige Eucharistie, die Gottesmutter Maria, die Heiligen, die Engel und die Armen Seelen. Hier zeigt sich, wo – nicht nur für Gerd-Klaus Kaltenbrunner, sondern für alle Menschen – letzter Halt zu finden ist.

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