Was für ein großer Aufschlag! Die erste alternative Buchmesse in Halle legte einen beeindruckenden Start hin. 6.000 Besucher an zwei Tagen – mit so einem Andrang konnten neue Verkaufsausstellungen selten aufwarten. Noch dazu bei derartigem Gegenwind. Linke steuergeldfinanzierte NGOs mobilisierten, unterstützt durch die Stadt Halle, seit Monaten gegen das von der Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen organisierte Treffen. Öffentlich-Rechtliche und etablierte Medien orchestrierten massive „zivilgesellschaftliche“ Boykottaufrufe auch gegen die Messegesellschaft. Ohne Erfolg.
Die Organisation der Messe selbst und der begeisterte Zuspruch der Besucher, die sich unbekümmert von Antifa-Fotografen und Blockaden vorbei aufs Ausstellungsgelände durchschlagen, ist eine mitreißende Abstimmung mit den Füßen gegen die Monokultur des offiziellen Kulturbetriebs. In Halle manifestiert sich ein Aufstand gegen die intellektuelle Langeweile und Diskursverweigerung, wie sie gerade die traditionellen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig in den vergangenen Jahren immer stärker demonstrieren.
Alle nach Halle – auch 2026
Das ARD-Kulturmagazin Kontraste spricht beeindruckt von der „wohl größten rechten Publikumsmesse in der Geschichte des Landes“, die als Hüterin des Messestandorts am Main verunsicherte FAZ versteigt sich dazu, im Treffen einen „organisierten Angriff auf den Rechtsstaat unter dem Vorwand der Kultur“ zu erkennen. Doch scheinen sich solche Brandmauer-Konzepte allmählich endgültig totzulaufen. Deniz Yücel, früher taz, heute Welt und Vorsitzender des Autorenverbandes PEN Berlin, lehnte es schon zuvor ab, Protestnoten gegen die Seitenwechsel-Messe abzugeben. Die Zeit des „‘Keine Bühne geben’ ist vorbei“, so Yücel, Ausgrenzungen provozierten Selbstausgrenzungen und seien zwei Seiten einer Medaille.
Parallel zur Umwälzung der Parteienlandschaft werden wir also Zeugen einer wachsenden Selbstermächtigung privater Medien- und Verlagsprojekte. Sie setzen dem betreuten und mit staatlichen Subventionsmilliarden gefügig gemachten Kulturbetrieb selbst organisierte und dynamisch wachsende Freiräume entgegen.
Selbstbewußt kündigten die Veranstalter schon den Termin für die nächste Seitenwechsel-Messe am 7./8. November 2026 an. Wenn es gelingt, weitere Verlage und Medien mitzureißen, die sich nicht auf den Nenner einer reinen „rechten Messe“ beschränken lassen wollen, steht weiterem Wachstum und fester Etablierung als dritter Buchmesse nichts entgegen.






