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Bundeswehr: Ungeliebter Dienst

Bundeswehr: Ungeliebter Dienst

Bundeswehr: Ungeliebter Dienst

Bundeswehrrekruten werden auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung vereidigt – einige Angehörige der Bundeswehr verweigern den Kriegsdienst
Bundeswehrrekruten werden auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung vereidigt – einige Angehörige der Bundeswehr verweigern den Kriegsdienst
Bundeswehrrekruten werden auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung vereidigt Foto: picture alliance/dpa | Annette Riedl
Bundeswehr
 

Ungeliebter Dienst

Die Gründe, warum junge Menschen heute nicht mehr zur Bundeswehr wollen, sind komplex. Eine schneidig und stolz auftretende Armee, die das Ausland achtet und der Feind fürchtet, wirkt automatisch anziehend. Doch das ist nicht gewollt. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Alarmierend sind Zahlen, die jetzt aus dem Verteidigungsministerium an die Öffentlichkeit kamen: Mit 19.000 Soldaten verließen 2022 erneut mehr die Armee als neue ihren Dienst antraten. Besonders beunruhigend: Über 4.200 Soldaten schieden vorzeitig aus der Bundeswehr aus. Die Wehrbeaufragte Eva Högl (SPD) nennt eine Abbrecherquote von 21 Prozent bei Rekruten. Tendenz steigend.

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges wächst zudem die Zahl derer, die nachträglich den Kriegsdienst verweigern und quittieren. Damit schrumpft die Bundeswehr, statt zu wachsen – eigentlich sollte die Gesamtzahl von derzeit 183.000 auf 203.000 im Jahr 2031 steigen. Die Gründe dafür, weshalb junge Männer von der Fahne gehen und Nachwuchsgewinnung immer schlechter funktioniert, sind komplex.

Eine Echte Zeitenwende steht aus

Daß der demographische Wandel mit dem Abtritt der Babyboomer jetzt mit Macht zuschlägt und nachrückende Alterskohorten immer kleiner werden, davon können alle Arbeitgeber ein Lied singen. Firmen jagen sich attraktive Bewerber ab, locken mit Teilzeit- und Homeoffice-Modellen.

Wie kann da die Bundeswehr mithalten, wenn bräsige „Karrierecenter“ teils ein Jahr brauchen, um sich bei Bewerbern zurückzumelden? Und wenn sie trotz hipper Werbung von künftigen Soldaten gleichzeitig so etwas Ungemütliches wie einen Eid erwarten, nicht nur Nine-to-Five, sondern ihr Leben komplett dem Vaterland zu verschreiben und im Ernstfall sogar zu opfern?

Die Bundeswehr ist nicht nur beim Beschaffungswesen in einem desolaten Zustand, weil es an ihr bis heute nicht einmal ein stiefmütterliches öffentliches Interesse gibt. Es hat historische und kollektivpsychologische Gründe, weshalb unsere Armee ein fünftes Rad am Wagen ist. Hier steht eine echte Zeitenwende aus.

Eine schneidig auftretende Armee ist nicht gewollt

Um den Dienst attraktiv zu machen müßte der Armee und denjenigen, die in ihr dienen, ein höherer öffentlicher Stellenwert gegeben werden, der nicht mit mehr Sold aufzuwiegen ist. Es muß diejenigen, die hier dienen dürfen, mit besonderem Stolz erfüllen. Wie soll dies aber in einer Gesellschaft möglich sein, die Verachtung von Vaterland und Soldatentum zur Tugend erklärt hat?

Beim Besuch des britischen Königs in Deutschland merkte Jesko zu Dohna in der Berliner Zeitung an, wie sehr Deutschland der Sinn für Repräsentation fehlt, und führt beispielhaft die Armee an: „Man fragt sich, ob die Bundesrepublik aus Kalkül so häßliche Uniformen eingeführt hat, damit sich intelligente Menschen bloß nicht für eine Karriere bei den Streitkräften entscheiden.“ Eine schneidig und stolz auftretende Armee, die das Ausland achtet und der Feind fürchtet, wirkt automatisch anziehend. Doch auch das ist bislang nicht gewollt.

JF 15/23

Bundeswehrrekruten werden auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung vereidigt Foto: picture alliance/dpa | Annette Riedl
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