Es ist der Mangel an Instinkt des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der bemerkenswert ist an der Verleihung des höchsten Verdienstordens an Altkanzlerin Angela Merkel. Nicht einmal innerhalb der Blase Berliner Hofberichterstatter löste die Selbstbeweihräucherung Beifall aus. Das Echo ist vernichtend. Mit seiner Ex-Chefin zeichnet Steinmeier bewußt eine Politik aus, die er in entscheidenden Phasen als Kabinettsmitglied und Vizekanzler mitzuverantworten hat und die Deutschland ins Chaos geführt hat.
Lichtjahre trennen Merkel von den Kanzlern Adenauer und Kohl, die als einzige vor ihr diese hohe Auszeichnung erhielten. Merkel schrieb nur insofern Geschichte, als sie ihren Amtseid wie keiner ihrer Vorgänger verraten und Deutschland als politischen, wirtschaftlichen und mentalen Sanierungsfall hinterlassen hat.
Lichtjahre trennen Merkel von Kanzlern wie Adenauer und Kohl
Eine Kette kapitaler Fehlentscheidungen reiht sich bei Merkel aneinander: Atomausstieg, Eurorettung, Grenzöffnung und Massenmigration – um nur die gravierendsten Tiefpunkte ihrer Amtszeit zu nennen. Zur ganzen Wahrheit gehört, daß sie bei ihrer politischen Irrfahrt in aller Regel vom Rückenwind tonangebender Medien begleitet wurde. Mit ihrer prinzipienlosen Wahlkampfstrategie der „asymmetrischen Demobilisierung“ zertrümmerte sie letzte Restbestände christdemokratischer Politik. Die systematische Entkernung der CDU führte konsequent zur maßgeblich von Ex-CDU-Mitgliedern betriebenen Gründung der AfD. Mit ihrer Phrase von der „Alternativlosigkeit“ hat sie die parteipolitische Alternative regelrecht herbeischwadroniert.
Wie zerrüttet das Verhältnis zwischen der Dauerkanzlerin und ihrer Partei ist, demonstrierte die Abwesenheit der aktuellen Parteiführung bei ihrer Auszeichnung und der ostentative Verzicht einer Gratulation seitens der Parteispitze. CDU-Vordenker Andreas Rödder spricht von der „Implosion der Ära Merkel“. Zu einer überfälligen Generalabrechnung rafft sich die CDU aber noch immer nicht auf, weil der Funktionärsapparat unverändert von Mitgliedern der Merkel-Nomenklatur dominiert wird.
🤔Wofür kriegt #Merkel noch mal diesen Verdienstorden.. pic.twitter.com/NdPZoDuVoH
— Behindthescenes (@Behindt93065949) April 17, 2023
In Merkels Sprechen verdampften die Begriffe „Volk“ und „Nation“
Eines der überdauernden Bilder der Ära Merkel ist eine millionenfach geteilte Videoaufnahme von einer CDU-Siegesfeier, wo sie am Abend der Bundestagswahl 2013 eine Deutschlandfahne einkassiert, mit der Generalsekretär Hermann Gröhe strahlend herumwedelt. Womöglich war ihr nur Gröhes kindischer Überschwang zuwider. Ikonographisch wird der Film, weil in Merkels öffentlichem Sprechen die Begriffe „Volk“ und „Nation“ verdampften und sich das Deutsche bis zur Unkenntlichkeit auflösen sollte. Zu einer Unkenntlichkeit, zu der sie auch die von ihrer Partei einst vertretenen Grundsätze abgeschliffen hat.