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Schleicht's euch: Meine Kultur ist keine Schokoschnitte

Schleicht's euch: Meine Kultur ist keine Schokoschnitte

Schleicht's euch: Meine Kultur ist keine Schokoschnitte

Eine Schokoschnitte will eine Sachertorte sein. Foto: JF
Eine Schokoschnitte will eine Sachertorte sein. Foto: JF
Männer die Frauen sein wollen sind ja eines. Aber eine Schokoschnitte will eine Sachertorte sein? Da hört sich der spaß auf. Foto: JF
Schleicht's euch
 

Meine Kultur ist keine Schokoschnitte

Eine Schokoschnitte als Symbol des Niedergangs. Der süße Snack steht für eine Welt, in der alles gleich schmeckt und nichts mehr echt ist. Eine grantige Glosse aus Wien.
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Es fängt harmlos an. Immer. Mit einer Süßigkeit. Einer Schokoschnitte, die so tut, als wäre sie eine Sachertorte. Doch die Sachertorte ist ja mehr als ein Kuchen. Sie ist Ritual, Haltung, fast ein Staatsakt: eine silberne Gabel, eine Spur Schlagobers, eine Tasse Melange. Und vor allem: Geduld. Mit einem Stück Sachertorte soll der Wiener die Zeit verlernen.

Der Schokoriegel dagegen ist das Gegenteil. Er wird nicht serviert, er wird unterwegs gegessen. Aufgerissen, verschlungen, gefressen, vergessen. So schmeckt die Globalisierung: süß, kalt, schnell, austauschbar.

Man kann das für eine harmlose Marketingidee halten. Oder man erkennt darin ein Symbol: Der letzte Rest österreichischer Identität wird zu einer saisonalen Geschmacksrichtung degradiert. „Limitovaná edícia“, steht da auf der Verpackung. Ja eh.

Die Schokoschnitte steht für viel mehr

Genau so sieht es mittlerweile überall aus. Städte, die einst Charakter hatten, sehen aus wie austauschbare Einkaufszonen zwischen Dönerläden und Wettbüros. Das Stadtbild ist „Inspired by Kabul“. Jede europäische Innenstadt schmeckt ein bißchen nach Syrien, riecht ein bißchen nach Shisha-Bar und klingt nach Lieferservice-Roller. Weil es eh wurscht ist.

Alles ist nur noch „inspired“. Von irgendwo, für irgendwen. Authentizität wird ersetzt durch den Verdacht auf Geschmack. Kultur durch die Erinnerung an etwas, das einmal echt war. So lange es verkauft wird, genügt der Anschein. So lange sie es fressen, ist alles egal.

Was kommt als Nächstes? „Kinder Bueno Wiener Schnitzel Edition“? Vielleicht bald schon das „Europa inspired“-Menü: orientalisch gewürzt, politisch korrekt, garantiert identitätsfrei. Wenn der kulturelle Selbstrespekt endgültig schmilzt, bleibt uns nur noch der Zuckerschock.

Bitte, schleicht’s euch mit eurer kulturellen Aneignung. Meine Werte und meine Traditionen sind keine Schokoschnitte.

Männer die Frauen sein wollen sind ja eines. Aber eine Schokoschnitte will eine Sachertorte sein? Da hört sich der spaß auf. Foto: JF
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