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Eine selbstverschuldete Krise: Von der woken Gefangenschaft der Kirchen

Eine selbstverschuldete Krise: Von der woken Gefangenschaft der Kirchen

Eine selbstverschuldete Krise: Von der woken Gefangenschaft der Kirchen

Die Berliner Karfreitagsprozession der evangelischen und katholischen Kirchen: Ein Sinnbild der Krise des institutionellen Christentums. (Themenbild)
Die Berliner Karfreitagsprozession der evangelischen und katholischen Kirchen: Ein Sinnbild der Krise des institutionellen Christentums. (Themenbild)
Die Berliner Karfreitagsprozession der evangelischen und katholischen Kirchen: Ein Sinnbild der Krise des institutionellen Christentums. Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow / JF-Montage
Eine selbstverschuldete Krise
 

Von der woken Gefangenschaft der Kirchen

Die christlichen Kirchen haben sich mit der Verehrung des bunten Kalbes selbstverzwergt. Hören sie nicht endlich auf ihre Kritiker, droht ihnen eine verdiente Apokalypse. Ein Kommentar von Peter Hahne.
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Zufall ist ein Pseudonym Gottes. Rund um Tod und Trauerfeier von Papst Franziskus gibt es bemerkenswerte Ereignisse. Wie in einem Brennglas liegt der wahre Zustand der Kirchen vor aller Augen. Der Wochenend-Weihrauch von Rom vernebelt die Realität. Ja, es war eine schicke Show. Ein prächtiges sakrales Schaufenster mit royalem Unterhaltungswert. Doch was ist in den Regalen hinter dem Ladentisch?

Die deutsche Filiale mußte ins Insolvenzverfahren. Kurz vor dem Papst-Tod eine vernichtende Bilanz für 2024: Weiterhin flüchten Heerscharen aus den beiden Kirchensteuer-Kirchen. Erstmals sind die Christen im Land der Reformation und Ratzingers statistisch in der Minderheit. Inzwischen sind es streng Gläubige, die diesen beiden Mainstream-NGOs den Rücken kehren. Die Laufkundschaft ist ja längst weg. Auch der glaubensklamme Katholizismus verliert an Substanz.

Papst Franziskus hat viele mit Politik verprellt

Ausgerechnet die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner rechnete zu Ostern mit „ihrer Kirche“ ab. Nur wenige Worte. Knallhart und kompromißlos. Das wünschte man sich von der CDU-Frau auch in ihrem politischen Amt. Als Zuständige verbannt sie die riesige neue AfD-Fraktion in die Besenkammer des Reichstages. Unwürdig! Undemokratisch! Unchristlicher geht’s nicht. Jesus hatte in Bethlehem wenigstens noch einen geräumigen Stall.

Klöckners konsequente Kirchenkritik kulminiert im BamS-Interview in dem Satz: „Klar kann sich Kirche auch zu Tempo 130 äußern, aber dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer.“ Die Kirchen seien ihr viel zu beliebig geworden. Damit faßte sie vorab das Lebenswerk des Mannes zusammen, der Stunden später in Rom sterben sollte.

Zu Corona, Klima oder Migration hat Franziskus erschreckend naive, staatshörige und wenig biblisch-seelsorgerliche Statements abgegeben. Wer duldet, ja befördert, daß Menschen millionenfach ungetröstet und unbegleitet sterben müssen, hat jeglichen Anspruch auf die Jesus-Nachfolge verwirkt.

Die katholische Kirche ging falsch mit Corona um

„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid…“ – dieses Jesus-Wort gilt auch Leuten, die „falsch“ wählen. Einzig bei Abtreibung blieb Franziskus hart. Während CDU und CSU das Lebensrecht für Küken und die Frauenquote thematisieren.

Und ein weiterer „Zufall“: Ausgerechnet Trumps Vize J.D. Vance war der letzte Staatsbesucher dieses Papstes. Der übrigens Trump offiziell das Christsein absprach. Trump zeigt wenigstens seinen Prunk. Der Papst machte auf arm. „Alles Show“, erläuterte die romtreue Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Und radikal-realistisch wünschte sie sich „endlich wieder eine Kirche, in der Jesus Christus gepredigt und nicht Greta und Co gehuldigt wird“. 

Auch Vatikan-Kenner David Berger ließ bei Kontrafunk wenig Gutes an dem Mann, „der aus Corona-Panik Desinfektionsmittel ins Weihwasser kippen ließ“. Und der beförderte, daß „die Heilige Kommunion durch die mRNA-Spritze vertauscht wurde“. Scharfzüngiger Klartext! Ein Impfdiktator mit Ex-cathedra-Anspruch. Denn wer die Glaubenssubstanz schleift, braucht ein Surrogat: Corona-, Klima- oder Kriegsreligion. Kein Wunder, daß jene Klima-Ikone Luisa Neubauer den Oberklerus „unsere Verbündeten“ nennen konnte.

Auch die EKD hat sich an den Zeitgeist ausverkauft

Noch schlimmer im Protestantismus. Nur noch Fassade. Passend zu den beiden C-Parteien und ihren Führern. Ausverkauf! Apostel der Apokalypse und des Asylmißbrauchs. Zu besichtigen auf dem Hannoverschen Schwurbel-Kirchentag. Ein Eldorado von woken Verschwörungstheorien und grüner Polit-Folklore. Dafür wurde mit Hochglanz-Plakaten, schulfrei in Niedersachsen und folgenden Rednern geworben: Neubauer, Eckart von Hirschhausen, Bodo Ramelow, Ricarda Lang, Hubertus Heil, Margot Käßmann. Noch Fragen?!

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Zu Benedikts Zeiten rief mir mal dessen Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein entgegen, und es hallte durch die Hallen des Vatikans: „Herr Hahne, sind Sie etwa immer noch evangelisch?!“ „Ich bin und bleibe Christ“, war meine Antwort. Wichtig ist nicht, in welcher Kartei einer Kirchensteuer-Kirche man steht. Der Eintrag ins „Buch des Lebens“ entscheidet alles. Und ob ich den Worten von Jesus Christus folge. Und dem Heiligen Geist Vorfahrt gebe vor dem woke-queeren Ungeist.

Make Sancta Ecclesia great again

Apropos Benedikt: Dessen drei hoch intellektuelle Reden beim Deutschlandbesuch 2006, von bildungsfernen Politikern und Klerikern in Grund und Boden kritisiert, sind echte Prophetie. In seiner Analyse von Islam, Kirche und Staat hat er eher unter- als übertrieben. Hatte er nicht im Bundestag recht mit seinem Augustinus-Zitat einer Regierung als Räuberbande?!Kirche muß zu ihrem Markenkern zurück. Sonst „isch over“ (Schäuble). Nur das, was Christen konkurrenzlos wichtig macht, kann Inhalt der Botschaft sein: Hoffnung über den Tod hinaus, Vergebung und Versöhnung um Gottes Willen. Keine Kriegstüchtigkeit, sondern Friedensfähigkeit. Nach innen und nach außen. Brandmauern und Aufrüstung sind das Gegenteil von christlich.

Hoffentlich begreift das wenigstens der nächste Papst. Make Sancta Ecclesia great again! Sie wächst und wächst in Afrika und Lateinamerika. Evangelikal oder katholisch-charismatisch. In der wohlstands- und bildungsverwahrlosten westlichen Welt verdunstet der Glaube. Ähnlich in der Politik: Der Mann mit der Kettensäge sorgt für Wachstum. Seine deutschen Pendants sind Abbruchunternehmer.

Ein Christentum der Unterwerfung ist keines

Wir brauchen keinen Sozialarbeiter mit Kuschelkurs auf dem Stuhl Petri. Ein Afrikaner könnte das zurückbringen, was europäische Missionare einst auf den Schwarzen Kontinent brachten: das Evangelium. Abendländische Kultur und Bildung. Den Regenbogen als Zeichen der Treue Gottes und nicht einer aberwitzigen queer-woken Trans-Ideologie.

Denn wer den Begriff christliches Abendland als „ausgrenzend“ (Kardinal Marx) diffamiert, hat sich selbst längst aufgegeben. Wer den wachsenden Islamismus im Lande verharmlost, erst recht. Unfaßbar, wenn das Onlineportal der katholischen Bischöfe zum CDU/CSU/SPD-Koalitionsmanifest einzig moniert, es „fehle völlig eine positive Wertschätzung muslimischen Lebens in Deutschland.“

Da bleibt einem nur noch das testamentarische Wort meines damaligen ARD-Kollegen in den 1970er Jahren, Peter Scholl-Latour: „Ich fürchte nicht die Stärke des Islams, sondern die Schwäche des Christentums.“ Oder der Bittruf: Kyrie eleison — Herr erbarme dich!


Dr. theol. h.c. Peter Hahne war über Jahrzehnte das Nachrichtengesicht des ZDF. Er gehörte 18 Jahre als Mitglied dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland an.

Aus der JF-Ausgabe 19/25. 

Die Berliner Karfreitagsprozession der evangelischen und katholischen Kirchen: Ein Sinnbild der Krise des institutionellen Christentums. Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow / JF-Montage
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